US-Serienmörder Gacy:Vermeintliches Opfer lebt

30 Jahre lang dachten Tim Lovell und Theresa Hasselberg, ihr Bruder Harold Wayne Lovell sei unter den unidentifizierten Opfern des Serienmörders John Wayne Gacy. Doch nun führte der Zufall die Familie wieder zusammen.

Sie dachten, ihr Bruder sei seit dreißig Jahren tot: Tim Lovell und Theresa Hasselberg wähnten ihren Bruder Harold Wayne Lovell unter den unidentifizierten Opfern des Serienmörders John Wayne Gacy, der zwischen 1972 und1978 insgesamt 33 junge Männer und Jungen umbrachte. Doch jetzt fanden die Geschwister den totgeglaubten Bruder durch einen Zufall wieder.

Harold Wayne Lovell, Tim Lovell

Harold Wayne Lovell (rechts) lebt - Tim Lovell und seine Schwester Theresa, die das Foto gemacht hat, sind überglücklich.

(Foto: AP)

Harold Wayne Lovell hatte seine Familie und Heimatstadt Chicago 1977 als junger Mann verlassen, weil er sich nicht mit seiner Mutter und seinem Stiefvater verstand. Genau zu dieser Zeit suchte sich Gacy seine Opfer in der Gegend rund um die Großstadt: Er bot ihnen Arbeit an und lockte sie in sein Haus. Die Vermutung lag scheinbar nahe, der Ausreißer sei dem gefürchteten Serientäter zum Opfer gefallen.

Lovell jedoch war längst in Florida gelandet, wo er über die Jahre verschiedenen Jobs als einfacher Arbeiter nachging. Ein paar Mal hatte er Probleme mit der Polizei, meist wegen kleinerer Drogenvergehen.

Gacy wurde schließlich 1978 verhaftet, gestand 33 Morde und wurde 1994 hingerichtet. Von seinen Opfern konnten acht jedoch bis heute nicht identifiziert werden. Kürzlich fand die Polizei von Cook County bei Chicago neue Beweisstücke mit DNS-Spuren der Opfer und rief Angehörige von eventuellen Opfern dazu auf, DNS-Vergleichsmaterial zum Abgleich zur Verfügung zu stellen.

Lovells Geschwister, die mittlerweile in Alabama leben, hatten genau das vor, als sie zufällig ein Polizeifoto ihres verschollenen Bruders im Internet fanden. Das Foto war in Florida aufgenommen worden. Lovell lebt dort unter seinem zweiten Vornamen, seine Geschwister konnten ihn per Telefon erreichen. Sie kauften ihm einen Busfahrschein nach Alabama - und die Familie konnte nach 34 Jahren wiedervereint werden.

Wayne Lovell beschrieb das Treffen mit seinen Geschwistern als "großartig". Er sagte: "Ich komme aus dem Nichts und habe jetzt plötzlich alles. Ich muss mich immer noch in den Arm kneifen."

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