US-Rapper P. Diddy:"Ich weiß, es ist riskant, weil es einigen Leuten kitschig vorkommen könnte"

US-Rapper P. Diddy: Das Gesicht kennt man, die Musik auch, ebenso seine Selbstvermarktungsprodukte - aber wie hieß der Mann nun gleich noch einmal?

Das Gesicht kennt man, die Musik auch, ebenso seine Selbstvermarktungsprodukte - aber wie hieß der Mann nun gleich noch einmal?

(Foto: Valery Hache/AFP)

Der US-amerikanische Rapper Sean Combs alias Diddy alias Puff Daddy hat schon wieder ein neues Pseudonym. Diesmal hat er die Liebe für sich entdeckt.

Von Nadeschda Scharfenberg

Der 48. Geburtstag ist ein eher unbedeutendes Ereignis im Leben normaler Menschen, ja sogar im Leben unnormaler Menschen, sprich: Promis. Mit dem Fünfzig-minus-zwei-Geburtstag lässt sich kein Klatschreporter locken, das Datum zieht normalerweise sang- und klanglos vorbei, selbst wenn der Jubilar ein erfolgreicher US-amerikanischer Rapper ist.

Also hat Sean Combs, der zuletzt Diddy hieß und davor P. Diddy, Puff Daddy, Puffy oder Swag, an seinem 48. Geburtstag mal wieder seinen Künstlernamen geändert, er heißt jetzt: LOVE aka Brother Love. Die Zahl seiner Künstlernamen übersteigt die Zahl seiner Studioalben, seit sechseinhalb Jahren hat er keine eigene Platte mehr veröffentlicht - und trotzdem ist er laut dem Forbes-Magazin der bestbezahlte Promi der Welt. Im vergangenen Jahr soll er tatsächlich 130 Millionen Dollar gescheffelt haben.

"Ich weiß, es ist riskant, weil es einigen Leuten kitschig vorkommen könnte", sagt der Rapper in einem Video, wissend, dass sich das Risiko in Grenzen hält, schließlich ist Aufmerksamkeit für ihn die wichtigste Währung. Offiziell geht es natürlich nicht ums Geld. Er sei einfach nicht mehr der, der er vorher gewesen sei.

Das Wesen des Künstlers ist ein sich ständig neu erfindendes - das ist die Botschaft dahinter, frei nach Thomas Mann: "Der Künstler ist der Bruder des Verrückten." Bei Sean Combs aka Diddy aka LOVE aka Brother Love hält sich der Persönlichkeitswandel aber in Grenzen, er macht das, was er immer macht: sich selbst, seine Mode und sein Wodka-Label vermarkten. Das ist bei den meisten Namenswechseln so, dass es um die Verkaufe geht. Twix ist die bessere Marke als Raider, Roy Black klingt cooler als Gerd Höllerich.

Der Name transportiert das Image, das wissen leidvoll alle Kevins, seit ein Grundschullehrer auf einem wissenschaftlichen Fragebogen kommentierte: "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose." Der Vorteil des Künstlers ist, dass er seinen Geburtsnamen abstreifen kann, wenn er nicht zum Karriereplan passt. Ob Freddy Mercury als Farrokh Bulsara die gleiche Karriere gemacht hätte? Oder Lady Gaga unter ihrem Normalo-Namen Stefani Germanotta? Axl Rose ist übrigens ein Anagramm aus Oral-Sex, sein Geburtsname ist William Barley.

Und dann wäre da noch der Schlagersänger und Musikproduzent Drafi Deutscher, der tatsächlich so heißt - und sich trotz seines prägnanten Namens mit etwa 40 Pseudonymen ausstattete, von Aphrodite bis Renate Vaplus. Unter Rappern scheint der Pseudonymwechsel gang und gäbe zu sein: Der deutsche Rapper Prinz Pi hieß vorher Prinz Porno, King Orgasmus One nannte sich schon Ohrgasmus 69 und Deaf Bringer.

Einmal Blümchen, immer Blümchen

Ist ein Name einmal als Marke etabliert, ist er schwer wieder abzustreifen. Blümchen ist immer noch Blümchen oder zumindest Ex-Blümchen, auch wenn die Sängerin längst wieder als Jasmin Wagner auftritt. Seinen Namen nie losgeworden ist auch Prince. 1993 hatte er sich im Streit mit seinem Plattenlabel in O(+> umbenannt und firmierte daraufhin in den Medien als TAFKAP ("The Artist Formerly Known As Prince). Nach dem Vertragsende mit Warner Bros. sieben Jahre später kehrte er ganz schnell zu Prince zurück. Selbst Cat Stevens, bürgerlich Steven Demetre Georgiou, der sich seit seinem Übertritt zum Islam Yusuf Islam nennt und damit einer der wenigen Namenswechsler ist, bei denen sich im Leben wirklich etwas verändert hat, vermarktet sich im Internet weiter als catstevens.com.

Sean Combs heißt auf Twitter und Facebook weiter Diddy. Mal sehen, wie er sich in einem Jahr nennt, vielleicht TAFKADAPDALABL ("The Artist Formerly Known As Diddy Aka Puff Daddy Aka Love Aka Brother Love"). Dieser Künstlername wäre fast so verrückt wie der einer Lehrerin aus Kolumbien, die sich 2015 das Alphabet in den Pass eintragen ließ. Ihr Name lautet: Abcdefg Hijklmn Opqrst Uvwxyz.

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