US-Golfclub Augusta nimmt Condoleezza Rice auf:Erste Frau am Platz

Erst 1990 akzeptierte der exklusive US-Golfclub Augusta National das erste schwarze Mitglied. Als Frauen daraufhin für ihre Aufnahme protestierten, erhielten sie Todesdrohungen. Jetzt wurden erstmals zwei Golferinnen in den Südstaaten-Verein aufgenommen. Eine von ihnen heißt Condoleezza Rice.

Nicolas Richter, Washington

Condoleezza Rice, von ihren Landsleuten Condi genannt, ist immer die Erste gewesen. Als erste Frau war sie Sicherheitsberaterin des Präsidenten im Weißen Haus, eines der interessantesten Ämter in Washington, auch wenn Condi es unter George W. Bush ausübte. Dann wurde sie als erste schwarze Frau Außenministerin der USA, zwar auch unter Bush, aber immerhin. Und in dieser Woche redete ganz Amerika darüber, dass Condi als erste Frau dem Golfclub Augusta National beitreten durfte.

Das ist erstaunlich, denn Rice ist Professorin in Stanford an der Westküste, während der Club im Südosten der USA liegt. Ähnlich groß ist die Entfernung zwischen dem Golfclub Augusta und der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert. Augusta ist, so kommentiert die New York Times, "eine Bastion männlicher Autorität und rigoroser Hingabe zu antiquierten Gesetzen". Schwarze Mitglieder wurden erst ab 1990 aufgenommen, Frauen mussten noch 22 Jahre länger warten, und die Tore wurden auch nicht gerade weit geöffnet: Neben Rice ließen die Clubherren bislang nur die Geschäftsfrau Darla Moore aus South Carolina zu.

Der Südstaaten-Club Augusta hat sich immer wie ein Südstaaten-Club verhalten. Die Auswahl neuer Mitglieder ähnelt einem Konklave im Vatikan. Als Frauen vor zehn Jahren mit Protestplakaten vor den Toren standen, erklärte der damalige Clubchef William Johnson, man könne Wandel nicht mit der "Bajonettspitze" erzwingen. Dass sich zuletzt Sponsoren des Augusta-Golfturniers zurückzogen, schien dem Club egal zu sein, er mied keinen Affront. Während Konzernchefs des Sponsors IBM routinemäßig zu Mitgliedern wurden, erhielt die neue IBM-Chefin Virginia Rometty im Frühjahr keine Einladung. Clubchef Billy Payne wurde gefragt, wie er das seinen Töchtern erkläre. "Ich habe keinen Rat für Sie", entgegnete Payne.

Todesdrohungen für Aktivistinnen

Ähnlich steif teilte er jetzt mit, die Aufnahme von Rice und Moore sei ein "freudiger Anlass". Eine Begründung blieb aus, könnte aber mit Nachwuchssorgen im Golfsport zu tun haben. Von weiblicher Seite jedenfalls hat Payne noch nie so viel Zustimmung erhalten. Martha Burk, die einst die Frauenproteste gegen Augusta angeführt hatte, wirkte gerührt. Sie habe damals Todesdrohungen erhalten, nun hätten die Frauen einen Sieg über "corporate America" errungen, sagte sie, über die exklusiven Kreise weißer Herren, die auch abseits der Golfplätze Frauen daran hinderten, nach oben zu gelangen.

Condoleezza Rice hat viele Glückwünsche erhalten, auch von Mitt Romney, dem "corporate America" in Person. Der frühere Chef des Finanzinvestors Bain Capital kandidiert für das Weiße Haus und muss vor allem Wählerinnen noch von sich überzeugen. Einmal hieß es, er werde Rice zu seiner Vize-Kandidatin bestimmen, sie hätte die erste Vize-Präsidentin werden können. Romney entschied sich für einen jungen Mann.

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