US-Bundesstaat Virginia:Beleidigung während Narkose - 500 000 Dollar Schadenersatz

  • Zwei Ärzte verspotten während einer Darmspiegelung ihren narkotisierten Patienten.
  • Dieser ließ während des Eingriffs versehentlich sein Handy laufen, mit dem er das Vorgespräch aufgezeichnet hatte.
  • Der derart Beleidigte zieht vor Gericht - und erhält 500 000 Dollar Schadenersatz.

Er war im April 2013 auf dem Nachhauseweg von einer Darmspiegelung, als ein Mann aus Reston im Bundesstaat Virginia zu seinem Handy griff. Er wollte sich das Vorgespräch mit dem Arzt anhören, das er damit aufgezeichnet hatte. Doch das Smartphone hatte nicht nur das Vorgespräch gespeichert - sondern war, offenbar versehentlich, während des gesamten Eingriffs mitgelaufen. Der Patient bekam im Nachhinein zu hören, wie die Ärzte ihn beleidigt, verspottet und über ihn gelacht hatten - während er unter Narkose auf dem OP-Tisch lag.

Der Geschmähte zog vor Gericht, wo er jetzt, gut zwei Jahre später, recht bekam. Ein Gericht in Fairfax County nahe Washington D.C. sprach ihm eine halbe Million Dollar (etwa 450 000 Euro) Schadenersatz zu.

"Ich wollte dir nach fünf Minuten ins Gesicht schlagen"

Den verräterischen Mitschnitt hat die Washington Post ins Netz gestellt. Darauf ist zu hören, wie Ärzte und Assistenten über den Patienten lachen, das Gespräch schaukelt sich hoch. Die Anästhesistin sagt: "Während unseres OP-Vorgesprächs wollte ich dir nach fünf Minuten ins Gesicht schlagen und dich ein bisschen aufmischen." Mit Blick auf den Ausschlag des Patienten, warnt die Anästhesistin, ihn besser nicht zu berühren - er könne schließlich Syphilis haben. Gelächter. Und auch der Gastroentorologe trägt zum Gespräch bei: "Solange es nicht Ebola ist, ist es okay."

Die Ärztin spottet darüber, dass dem Patienten schlecht wurde, als ihm eine Nadel in den Arm gestochen wurde: "Na, warum siehst du dann auch hin, Vollidiot?", fragt sie den Narkotisierten. Am Ende des Eingriffs setzt die Anästhesistin noch einen drauf: "Ich werde den Befund Hämorrhoiden ausstellen. Auch wenn wir keine sehen."

Nachdem er den Mitschnitt entdeckt hatte, litt der Mann nach eigenen Angaben unter Schlaflosigkeit und psychischen Qualen - und verklagte die beiden Ärzte auf fünf Millionen Dollar Schadenersatz. An Beweisen mangelte es ihm schließlich nicht.

Die Entschädigung von 500 000 US-Dollar, die der geschmähte Patient erhalten hat, setzt sich wie folgt zusammen: 100 000 Dollar wegen Beleidigung, 200 000 Dollar wegen ärztlicher Falschbehandlung und 200 000 Dollar zusätzlichen Schadenersatz. Die Anästhesistin soll mittlerweile nach Florida gezogen sein.

Die ehemalige Präsidentin der Akademie für Anästhesie sagte der Washington Post zu dem Fall: "Diese Art von Gesprächen sind nicht nur beleidigend, sondern ziemlich dumm. Man kann nie sicher sein, dass die Patienten schlafen und sich nicht daran erinnern."

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