US-Bundesstaat Pennsylvania:Mordverdächtige will mindestens 22 Menschen getötet haben

Eine 19-jährige Frau in den USA gesteht via Zeitungsinterview einen Mord - und berichtet, noch viel mehr Menschen getötet zu haben, schildert Missbrauch und Schwangerschaftsabbrüche. Die Ermittler müssen jetzt herausfinden, ob das alles stimmt.

Die Lokalzeitung The Daily Item erscheint in Sunbury im US-Bundesstaat Pennsylvania, einer Kleinstadt mit nicht einmal 10 000 Einwohnern. Es ist eher ungewöhnlich, dass jemand von außerhalb Notiz davon nimmt, was in diesem Blatt geschrieben wird. Doch ein Text, der am vergangenen Freitag erschienen ist, hat dafür gesorgt, dass jetzt Polizei- und Sicherheitsbehörden überall in den USA alarmiert sind.

Es geht um ein Interview mit der 19-jährigen Miranda Barbour. Barbour sitzt im Gefängnis, weil sie verdächtigt wird, im November vergangenen Jahres gemeinsam mit ihrem 22-jährigen Ehemann einen 42-Jährigen ermordet zu haben. Diese Tat hat die Frau den Ermittlern gestanden. Im Interview erzählt sie freimütig Details: Den Mann habe sie über die Anzeigen-Website Craigslist kennengelernt und sich zum Schein einverstanden erklärt, mit ihm für 100 Dollar Sex zu haben. Weil er "die falschen Dinge gesagt habe", sei "die Situation außer Kontrolle geraten".

"Es war, als wenn ich einen Film angeschaut hätte"

Den Gerichtsakten zufolge soll Miranda Barbour 20 Mal auf den Mann eingestochen haben, am Ende habe ihr Mann das Opfer mit einem Kabel stanguliert. "Ich kann mich an alles erinnern. Es war, als wenn ich einen Film angeschaut hätte", sagt Barbour in dem Interview mit The Daily Item.

Und dann berichtet die 19-Jährige, dass der 42-Jährige nicht ihr einziges Opfer ist. Schon mit 13 Jahren habe sie ihren ersten Mord begangen. Damals habe sie ein Mann, der Mitglied einer satanischen Sekte gewesen sei, angeleitet. In den Jahren danach sei es weitergegangen. Die meisten Taten habe sie in Alaska verübt, aber auch in Texas, North Carolina und Kalifornien gebe es Morde, für die sie verantwortlich sei. Auf die Frage nach der Zahl ihrer Opfer sagt sie: "Bei 22 habe ich aufgehört zu zählen."

Sie habe Menschen getötet, "die schlechte Dinge getan haben und es nicht verdienten, länger hier zu sein". "Ich habe sie studiert. Ich habe mich sogar mit ihnen angefreundet", mit diesen Worten beschreibt Barbour die Strategie, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. Reue fühle sie nicht, außerdem sei es ihr egal, ob man ihr glaube. Sie habe aber das Bedürfnis, alles zu erzählen und aufzuhören, mit einer Lüge zu leben.

Platz zwei in der Satanisten-Hierarchie

Barbour gibt in dem Interview an, sich in den vergangenen Jahren in satanistischen Kreisen bewegt zu haben. In Alaska sei sie in einer Sekte bis auf Platz zwei der Hierarchie aufgerückt. Außerdem erzählt sie von sexuellem Missbrauch in der Kindheit, von zwei Schwangerschaftsabbrüchen und von Drogenerfahrungen.

Ob das alles so stimmt und wie es mit den Taten zusammenhängt, wenn es die denn überhaupt gegeben hat, müssen die Ermittler jetzt herausfinden. Erfahrene Kriminalisten wissen, dass es gelegentlich Verdächtige gibt, die sich selbst Verbrechen bezichtigen, obwohl sie die Taten gar nicht begangen haben. Das kann aus Geltungssucht geschehen oder aus der Suche nach Anerkennung. Auch wenn es grausam ist: Mörder zu sein, ist für eine solche Persönlichkeit eben eine Möglichkeit, um die Beachtung der Öffentlichkeit zu erlangen.

Die Polizeichef von Sunbury bestätigte, das es im Fall Barbour bereits Untersuchungen gegeben hat. Die Behörden prüfen mögliche Verbindungen zu bislang als ungeklärt geltenden Morden. Auch die Aussagen aus dem Interview würden in diese Prüfungen einfließen.

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