Urteil in Frankreich:Hohe Haftstrafen für somalische Piraten

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Drei junge Männer sind in der französischen Stadt Rennes zu je neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Somalier hatten vor vier Jahren ein Segelschiff gekapert. Zur Begründung sagte die Richterin, die Angeklagten hätten "aus einer Motivation heraus gehandelt: leichtes Geld".

Viereinhalb Jahre nach der Entführung eines französischen Segelschiffes vor der somalischen Küste sind drei somalische Piraten zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht im bretonischen Rennes ordnete am Freitag an, dass jeder von ihnen neun Jahre in Haft soll. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn bis zwölf Jahre Gefängnis gefordert.

Die drei Männer zwischen 26 und 31 Jahren wurden unter anderem der Schiffsentführung und Freiheitsberaubung schuldig gesprochen. Staatsanwältin Brigitte Ernoult-Cabot hatte vor dem Urteil erklärt, die Somalier seien nicht "zwangsrekrutiert" worden, sondern hätten "aus einer Motivation heraus gehandelt: leichtes Geld".

Zusammen mit anderen somalischen Piraten hatten sie das französische Segelboot Tanit im April 2009 mehr als 900 Kilometer von der Küste des ostafrikanischen Landes entfernt gekapert. Der Skipper, seine Frau, ihr dreieinhalbjähriger Sohn und zwei Besatzungsmitglieder wurden als Geiseln genommen. Sechs Tage nach der Kaperung stürmten französische Soldaten das Schiff. Der Vater wurde bei der Befreiungsaktion von einer Kugel der französischen Einsatzkräfte getötet. Die Soldaten erschossen auch zwei Piraten.

"Armut rechtfertigt nicht alles"

Die drei Somalier, die bei der Aktion festgenommen wurden, hatten sich selbst als "Befehlsempfänger" bezeichnet, die aus ihrer Armut heraus gehandelt hätten. Der frühere Verteidigungsminister Hervé Morin, der in dem Prozess als Zeuge befragt wurde, sagte dazu: "Armut rechtfertigt nicht alles."

Während des Prozesses war auch Kritik an der französischen Regierung und am Vorgehen des Militärs laut geworden. Nach Überzeugung des Anwalts der Familie des Skippers hatten sich die französischen Verantwortlichen entschlossen, den somalischen Piraten "eine Lektion" zu erteilen. Dabei sei das Leben der Geiseln zweitrangig gewesen: "Man wollte, dass dieser Einsatz ein sehr starkes Signal an die Somalier darstellt, die Geiseln sind dabei in den Hintergrund getreten."

Bei zwei vorangegangenen Prozessen in Frankreich gegen somalische Piraten hatte es Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren und insgesamt drei Freisprüche gegeben.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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