Urteil in der Ruby-Affäre:Berlusconi zu sieben Jahren Haft verurteilt

Rubygate: Silvio Berlusconi zu sieben Jahren Haft verurteilt

Bislang ist er immer davon gekommen: Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi (Archivbild vom März).

(Foto: REUTERS)

Wie in keinem anderen Verfahren gegen Berlusconi wurde der Ausgang des Rubygate-Prozesses erwartet. Jetzt ist in dem Verfahren um die minderjährige Prostituierte Karima el-Marough ein Urteil gefallen: Silvio Berlusconi soll für sieben Jahre ins Gefängnis. Der Richterspruch ist jedoch noch lange nicht endgültig.

27 Monate, 50 Anhörungen: Langwierig gestaltete sich das Verfahren gegen Berlusconi wegen Förderung der Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauch. Nun aber gibt es in Mailand ein Urteil in erster Instanz: Der Politiker ist für schuldig befunden und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zudem darf der 76-Jährige keine öffentlichen Ämter mehr übernehmen.

Weil das Urteil in erster Instanz erfolgt, ist nach italienischem Recht - sofern es angefochten wird, wovon auszugehen ist - allerdings nicht rechtskräftig. Definitiv ist eine Verurteilung erst in dritter Instanz.

Reporters wait for the verdict during the trial of Italy's former Prime Minister Berlusconi in Milan

Der Andrang von Journalisten aus der ganzen Welt beim Rubygate-Prozess war enorm. 

(Foto: REUTERS)

Das Mailänder Gericht sah es als erwiesen an, dass Berlusconi mit der damals minderjährigen Nachtclubtänzerin Karima El Mahrough bezahlten Sex gehabt und sich damit eine Straftat zuschulden hatte kommen lassen. Mit seinem Urteil übertrifft das Gericht sogar die Forderung der Staatsanwaltschat. Die Anklage hatte sechs Jahre Haft gefordert. Er sollte auch keine öffentlichen Ämter mehr ausüben dürfen. Verteidiger Niccolò Ghedin aber hatte auf Freispruch gedrängt: Beide Anklagepunkte seien gegenstandslos, das Gericht sei Berlusconi gegenüber befangen. Die Staatsanwältin Ilda Boccassini habe seinen Mandanten "mehr mit Suggestionen als mit Fakten" vorverurteilt, wie der Anwalt in seinem Schlussplädoyer vortrug.

Italienische Medien hatten die marokkanische Nachtklubtänzerin Ruby Rubacuori getauft (auf Deutsch: Ruby Herzensbrecherin). Die heute 20-Jährige steht im Zentrum der Gerüchte um Bunga-Bunga-Feste in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand. Die Anklage hielt "systematische Prostitution" bei den Feiern für erwiesen, die von Berlusconi und einigen vorgeladenen Zeugen als harmlos beschrieben wurden.

In einem Nebenprozess hatte Ruby gesagt, sich nicht mehr so gut an die Ereignisse erinnern zu können. Sie könne nicht sagen, ob sie im März 2010 allein oder mit anderen jungen Frauen in Berlusconis Villa übernachtet hatte. Doch Sex habe sie mit dem Ex-Premierminister keinen gehabt und auch keine Millionen von ihm erhalten. El Marough gab an, sie habe zuvor prahlen wollen und deshalb "Dummheiten" behauptet. Auch Berlusconi bestritt den Sex.

Dem 76-Jährigen wurde zudem zur Last gelegt, 2010 sein Amt als Regierungschef missbraucht zu haben, um bei der Polizei die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu erwirken. Berlusconi hatte ausgesagt, er habe sie für eine Verwandte des damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak gehalten. Um diplomatische Verwicklungen mit Kario zu vermeiden, habe er ihr aus Schwierigkeiten mit der Polizei helfen wollen. Berlusconi habe sich Ruby gegenüber lediglich "menschlich" gezeigt.

Es ist der zweite Schuldspruch gegen Berlusconi innerhalb weniger Wochen. Bereits im Mai war er wegen Steuerbetrugs verurteilt worden.

Silvio Berlusconi ist seit 23 Jahren Dauergast in Italiens Gerichtssälen. Einen Überblick über die wichtigsten Prozesse gegen den 76-Jährigen gibt es hier.

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