Süddeutsche Zeitung

Urteil in Darmstadt:Betreiber von Pädophilen-Plattform zu hoher Haftstrafe verurteilt

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Hunderttausende Bilder von missbrauchten Kindern und Säuglingen wurden über seine Foren wie "Zauberwald" und "Sonneninsel" getauscht, er soll dort sexuellen Missbrauch noch gefördert haben. Dafür muss der Administrator einer Pädophilen-Plattform jetzt acht Jahre hinter Gittern. Mitleid mit seinen Opfern zeigte er nie.

Der 35-Jährige war gerade wieder als Administrator einer Kinderporno-Plattform online, als ein Sondereinsatzkommando plötzlich das Zimmer des Langzeitstudenten stürmte. Jahrelang hatte der Tatverdächtige Onlineforen betrieben, auf denen Pädophile hunderttausende Fotos von missbrauchten Kindern und Säuglingen tauschten. Dafür hat ihn das Darmstädter Landgericht jetzt zu einer hohen Haftstrafe verurteilt - acht Jahre muss der Mann hinter Gitter.

Das Gericht sprach ihn wegen bandenmäßigen Verbreitens von Kinderpornografie und mehrfacher Anstiftung zu teils schwerem sexuellem Missbrauch schuldig. Zwar hatte der Angeklagte im Prozess ein Geständnis abgelegt. Im gesamten Verfahren habe der 35-Jährige aber nie Mitgefühl mit den Opfern gezeigt, sagte der Vorsitzende Richter Jens Aßling in seiner Urteilsbegründung.

Der Student hatte im Prozess ausgesagt, seine pädophilen Neigungen seien auf zehn- bis zwölfjährige Mädchen gerichtet. Für seine Plattform warb er unter anderem einen Mann an, der angekündigt hatte, seine Töchter zu missbrauchen. Der Angeklagte bestellte bei dem Vater Videos. "Aus dem Chat wussten Sie, dass dort eine zwölfjährige Sonderschülerin zu sehen war", hielt Aßling dem Mann vor. Der Vater der missbrauchten Mädchen - er sitzt heute auf Mallorca in Untersuchungshaft - sei 2011 in den Foren zum Star aufgestiegen, kritisierte der Richter weiter.

Ein Teil der Missbrauchsdateien seien in Asien entstanden, sagte Aßling. "Womöglich werden die Opfer dort in Kinderheimen nur zu diesem Zweck gefangen gehalten."

Pädophile steigen zum "Super-VIP-Member" auf

Der verurteilte Student gehört zu den Köpfen eines Kinderpornografie-Rings, der bereits Ende 2010 Schlagzeilen gemacht hatte. Neun Mitglieder der Bande wurden bereits 2010 und 2011 zu Haftstrafen von bis zu achteinhalb Jahren verurteilt. Sie sollen zwischen 2006 bis 2009 mehr als 100.000 kinderpornografische Dateien aus dem Internet heruntergeladen und getauscht haben. Den Fotos und Filmen lagen bis zu 500 Missbrauchsfälle zugrunde.

Während seine Komplizen schon vor Gericht standen, gründete der Mann noch neue Foren wie "Zauberwald" und "Sonneninsel", wo er als "Admin1" agierte. Dort hinterlegte Links, nochmals verschlüsselt, führten zu auf Servern gespeicherten Dateien. Je mehr Bildmaterial die Nutzer selbst hochluden, desto weiter reichte der Zugang, den ihnen die Administratoren zu brisanten Missbrauchsfotos gewährten. Nach diesem im Jargon "Hochschlafen" genannten Verfahren wurden die Pädophilen erst Mitglied, dann Vollmitglied und am Ende "Super-VIP-Member".

Die Täter zu überführen sei allerdings schwierig, sagt Oberstaatsanwalt Andreas May. Wer heute am Computer schwere Straftaten begehe, verwende oft hochverschlüsselte, selbstverschlüsselnde und selbstlöschende Festplatten. So hätten die Ermittler vermutlich auch nie mehr Zugriff auf den Computer des 35-Jährigen bekommen, wenn es dem Studenten gelungen wäre, im Moment seiner Festnahme den Ausknopf zu drücken.

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