Urteil in Australien:"Schwanz" ist keine Beleidigung

Ein australischer Student kommt nach der Beschimpfung eines Polizisten ungestraft davon. "Ein Polizist hört oft solche Wörter", sagte der Richter zur Begründung.

Ein australischer Student, der einen Polizisten als "Schwanz" bezeichnet hat, muss keine Konsequenzen fürchten. Das Gericht in Sydney sprach den 22-jährigen Henry Grech vom Vorwurf der Beleidigung frei, weil das Schimpfwort Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs sei. Der Student mit dem losen Mundwerk war im Bahnhof von Sydney mit dem Beamten aneinandergeraten.

Polizisten, Australien, AFP

Sie müssen sich einiges gefallen lassen: Polizisten bei einem Einsatz in Melbourne.

(Foto: Foto: AFP)

"Ich finde dieses Wort weniger abwertend als andere, und es wird in diesem Land allseits gebraucht", befand Richter Robbie Williams laut einem Zeitungsbericht. "Ein Polizeibeamter hört sicher oft solche Wörter, und auch schlimmere. Polizisten sind an so etwas wahrscheinlich gewöhnt", hieß es laut Daily Telegraph zur Begründung.

Die Polizeigewerkschaft reagierte erbost auf die Entscheidung. "Polizisten sollten nicht die Punching-Bälle der Gesellschaft sein und diese Art von Beleidigungen ertragen müssen", sagte Gewerkschaftssekretär Peter Remfrey. Der Beamte habe mit der Festnahme des Studenten ausgedrückt, dass er sich beleidigt fühlte durch die Äußerung. "Das Justizsystem sollte die Polizeibeamten dabei unterstützen", sagte Remfrey dem Sydney Morning Herald.

Mittelfinger für den Polizeibus

Der Anwalt des Studenten versuchte indes, die Wogen zu glätten. Der Richter habe "nicht das Benehmen meines Mandanten gutgeheißen", sondern nur "eine juristische Entscheidung getroffen".

Bereits in der Vergangenheit lösten ähnliche Gerichtsurteile in Australien Diskussionen aus. 2005 etwa wurde ein Mann, der einem voll besetzten Polizeibus fluchend den Mittelfinger zeigte, freigesprochen.

In der Kleinstadt Stadt Dubbo im Bundesstaat New South Wales kam ein Jugendlicher nach der Beschimpfung eines Polizisten ungeschoren davon. Im Gerichtssaal säßen immer wieder Zeugen, die mit Schimpfworten auf Fragen antworteten, sagte der zuständige Richter damals nach Angaben des Sydney Morning Herald.

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