Prozess um Tod des King of Pop:Jury spricht Michael Jacksons Leibarzt schuldig

Die Geschworenen haben ihr Urteil verkündet: Der frühere Leibarzt von Sänger Michael Jackson ist in Los Angeles wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Über das Strafmaß wurde zunächst nichts bekannt - Conrad Murray drohen bis zu vier Jahre Haft.

Urteil im Prozess um den Tod des "King of Pop": Der frühere Leibarzt von Michael Jackson ist von einer einer Jury in Los Angeles wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Dem 58-jährigen Conrad Murray drohen nun bis zu vier Jahre Haft sowie der Verlust seiner Zulassung als Arzt. Über das Strafmaß entscheidet der Vorsitzende Richter Michael Pastor, es sollte später bekannt gegeben werden.

Jackson war im Juni 2009 an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol im Mix mit anderen Medikamenten gestorben. Gut acht Stunden hatten die Geschworenen hinter geschlossenen Türen im Superior Court von Los Angeles beraten - zwölf Männer und Frauen zwischen 32 und 57 Jahren, darunter ein Schulbusfahrer und eine Marketing-Managerin. Den Juroren, die Verteidigung und Staatsanwaltschaft Anfang September aus einer Gruppe von mehr als hundert Kandidaten ausgewählt hatten, war freigestellt, wie viel Zeit sie sich zur Urteilsfindung lassen wollten. Sie mussten sich jedoch einstimmig entscheiden.

Die Geschworenen hatten im Verlauf von sechs Wochen 49 Zeugen gehört und 300 Beweisstücke vorgelegt bekommen. Es war ihnen auf richterliche Anweisung verboten, Presseberichte über den Prozess zu lesen; und das, obwohl der spektakulärste Prozess des Jahres gigantisches Medieninteresse auf sich zog. Angehört wurden unter anderem medizinische Sachverständige, Ärzte und Sanitäter. Die Staatsanwaltschaft hatte doppelt so viele Zeugen geladen wie die Verteidigung: Während ehemalige Patienten Murray als gewissenhaften und hilfsbereiten Mediziner lobten, legte die Anklage nahe, dass Murray in erster Linie auf den versprochenen Monatslohn in Höhe von 150.000 Dollar aus war - als Jacksons Leibarzt aber "grob fahrlässig" gehandelt hatte.

Die Sachverständigen beider Seiten malten in tagelangen Befragungen und Kreuzverhören ganz unterschiedliche Theorien über Jacksons letzte Stunden aus. Steven Shafer, Experte der Anklage, sagte, Murray sei "für jeden Tropfen Propofol in Jacksons Zimmer" und damit "direkt" für dessen Tod verantwortlich. Er hielt ihm 17 "unverzeihliche" und "ungeheuerliche" Fehler vor, von falscher Wiederbelebung bis zu dem Umstand, dass Murray nicht sofort den Notarzt gerufen habe. Paul White, der für die Verteidigung auftrat, schilderte hingegen eine gegensätzliche Version der Geschichte: Jackson habe ohne Wissen seines Arztes selbst zu einer Propofol-Spritze greifen können, nachdem er bereits heimlich das Beruhigungsmittel Lorazepam geschluckt hatte.

Beide Seiten waren sich von Anfang an nur in einem Punkt einig: Es war eine Überdosis des Betäubungsmittels Propofol, die den King of Pop am 25. Juni 2009 das Leben kostete. So ist es im Gutachten der Gerichtsmedizin nachzulesen. Auch für einige Jackson-Fans gibt es nur eine wahre Version von Jacksons Tod: "Mörder, Mörder", schrie ein Mann dem Angeklagten entgegen - er wurde des Gerichtsgebäudes verwiesen. Eine Handvoll Fans hielten vom ersten Prozesstag an dort Stellung. Jacksons Familie hatte nach dem Tod des Sängers auf eine schwerwiegendere Anklage gedrängt. Sie wollte den Leibarzt wegen Totschlags angeklagt sehen. "Er hat ihn umgebracht", sagte die Mutter des Sängers, Katherine Jackson, damals über den Arzt. "Er hat nicht auf ihn aufgepasst."

Die Prozessakten zum Verfahren "Das Volk gegen Conrad Murray" finden Sie auf den Seiten des Los Angeles Superior Court.

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