Urteil im Heesters-Prozess:Mit den Wölfen geheult

Der 105-jährige Entertainer Johannes Heesters ist in seinem Rechtsstreit über einen Auftritt 1941 im Konzentrationslager Dachau gegen den Historiker Volker Kühn unterlegen. Seine Klage wurde abgewiesen.

Der Vorhang ist gefallen: Mit dem Urteil des Landgerichts Berlin endete am Dienstag ein jahrzehntelanger Streit zwischen dem früheren NS-Filmstar und dem Historiker.

Heesters; ddp

Johannes Heesters: Kein bloßer Besuch im KZ Dachau.

(Foto: Foto: ddp)

Der heute 105-jährige Heesters hatte den Berliner Autor Volker Kühn auf Unterlassung und Widerruf verklagt. Kühn behauptet in seinem Hörbuch "Hitler und die Künstler - Mit den Wölfen geheult", dass Heesters 1941 "Zur Ertüchtigung und zum Vergnügen" in Dachau gesungen habe. Heesters wollte sich nur daran erinnern, an besagtem Tag das KZ Dachau besucht zu haben.

"Man muss sich das wie eine Art 'Tag der offenen Tür' vorstellen", erklärte Heesters Anwalt Gunter Fette am vorletzten Verhandlungstag vor drei Wochen vor Gericht. Der Anwalt der Gegenseite, Peter Raue, war ebenfalls nicht um große Worte verlegen: "Der Papst hat Galileo nicht vom Gegenteil seiner Meinung überzeugen können, und Herr Heesters kann uns nicht überzeugen", rief er in den Saal.

Volker Kühn hatte Heesters bereits im Februar das Angebot gemacht, seine strittige Aussage nicht mehr öffentlich zu äußern - nicht, weil sie nicht stimme, sondern allein aus Respekt vor einem Mann diesen Alters, erklärte sein Verteidiger.

Das Wiener Nachrichtenmagazin profil hatte bereits in den siebziger Jahren ein Bild abgedruckt, auf dem Heesters mit der "Lagerkapelle" des Konzentrationslagers, bestehend aus Männern mit gestreiften Häftlingskleidern, zu sehen ist. Mehrere Fotos zeigen Heesters auch mit dem KZ-Kommandanten Alexander Piorkowski - mal im Gespräch, mal bei der Besichtigung verschiedener Einrichtungen. Für die österreichischen Medien waren diese Fotos, die einem von Piorkowski an Heesters übergebenen Erinnerungsalbum entstammen, seinerzeit schon Beweis für eindeutige Schlagzeilen.

Lange galt das Album als verschollen, bis Heesters selbst im Jahr 2006 die Fotos veröffentlichte. Gemeinsam mit seiner Frau Simone stellte er im Berliner Admiralspalast den 300-seitigen Bildband "Johannes Heesters, ein Mensch und ein Jahrhundert" vor. Für Heesters sind diese Bilder kein Beweis dafür, dass er im KZ gesungen hat.

Erst vor wenigen Tagen nutzte der Heesters seinen Auftritt bei "Wetten, dass...?", um sich für seine Äußerung über Adolf Hitler ("ein guter Kerl") zu entschuldigen. "Ich habe vor ein paar Tagen etwas Dummes, etwas Blödes, etwas Furchtbares gesagt. Und dafür bitte ich um Verzeihung."

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