Urteil im "Costa Concordia"-Prozess:Unglückskapitän Schettino zu 16 Jahren Haft verurteilt

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Francesco Schettino im Gerichtssaal während einer Verhandlungspause. (Foto: AP)
  • Für das Schiffsunglück mit 32 Toten ist Francesco Schettino, der Kapitän der "Costa Concordia", zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Das erklärte das Gericht im toskanischen Grosseto am Mittwoch.
  • Die Anklage hatte für den Kapitän mehr als 26 Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung verlangte einen Freispruch.

Das Urteil

Gut drei Jahre nach der "Costa Concordia"-Katastrophe mit 32 Toten ist der Kapitän Francesco Schettino zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Schettino habe sich unter anderem mehrfach der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht, erklärte der Vorsitzende Richter am Mittwochabend im toskanischen Grosseto. Schettino war bei dem Urteilsspruch nicht anwesend, obwohl er das zuvor angekündigt hatte. Er habe Fieber, erklärten seine Anwälte.

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32 Menschen kamen ums Leben, als die "Costa Concordia" vor der italienischen Insel Giglio havarierte. Jetzt soll im Prozess gegen Kapitän Schettino das Urteil fallen. Mehrere deutsche Überlebende und die Ex-Geliebte des Angeklagten haben Schadenersatz gefordert.

Die wichtigsten Fakten zum Prozess.

Die Staatsanwaltschaft forderte nach dem Urteil die sofortige Inhaftierung Schettinos wegen Fluchtgefahr. Das Gericht lehnte dies ab. Es wird erwartet, dass er Berufung einlegt.

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Im Januar 2012 kentert das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" vor der toskanischen Küste. 32 Menschen sterben. Die wichtigsten Daten zum Schicksal des Schiffs und zur juristischen Aufarbeitung des Unglücks.

Der Prozess

Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der italienischen Insel Giglio auf eine Felsen gefahren und gekentert. Unter den Toten waren zwölf Deutsche. Schettinos Anwälte hatten einen Freispruch gefordert, die Staatsanwaltschaft 26 Jahre und 3 Monate Haft. Dem 54-Jährigen waren unter anderem fahrlässige Tötung und Verletzung vorgeworfen worden. Schettino hatte sich nach dem Unglück zuerst selbst gerettet, bevor die Evakuierung abgeschlossen war. Er hatte immer wieder betont, dass vor allem seine Crew an dem Unglück schuld gewesen sei. Schettino war der einzige Angeklagte in dem Mammutprozess und stand seit eineinhalb Jahren vor Gericht.

Vor der Verurteilung hatte sich Schettino nochmal unter Tränen verteidigt. "Mein Kopf wurde geopfert, um wirtschaftliche Interessen zu schützen", beklagte der 54-Jährige in seinen Schlussworten. Er sei in den Medien falsch dargestellt worden. "An diesem 13. Januar 2012 bin auch ich zum Teil gestorben", sagte er. "Es ist schwierig, das ein Leben zu nennen, was ich lebe." Anschließend versagte dem Unglückskapitän die Stimme, unter heftigem Schluchzen brach er sein Statement ab.

Nebenkläger hatten immer wieder betont, dass Schettino nicht alleine für das Unglück verantwortlich gemacht werden könne. Auch die Reederei Costa Crociere treffe eine Schuld, unter anderem wegen technischer Defekte. Schettinos Verteidiger argumentierten, die Havarie hätte jedem anderen Seemann auch passieren können. Außerdem habe nicht die Kollision, sondern das anschließende Chaos an Bord zu den Todesfällen geführt.

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