Urteil gegen Bombenleger:"Wie ein Angriffskrieg"

Weil er bei der Arbeit gepfuscht hatte, bekam ein Installateur nur einen Teil seines Lohns ausgezahlt - da rastete der Waffennarr aus. Zehn Monate nach dem Anschlag im hessischen Viernheim ist der Bombenleger verurteilt worden.

Als Kind spielte er mit Plastikpanzern. Später sammelte er, was knallte. Dann fühlte er sich gedemütigt und rastete aus. Nach einem Angriff auf zwei Familien hat das Landgericht Darmstadt den als "Bombenleger von Viernheim" bekannten Handwerker zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Urteil gegen Bombenleger: Der so genannte Bombenleger von Viernheim bei seiner Festnahme im August vergangenen Jahres. Nun ist er zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

Der so genannte Bombenleger von Viernheim bei seiner Festnahme im August vergangenen Jahres. Nun ist er zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

(Foto: ag.ap)

Der geschiedene und allein lebende 45-Jährige hatte gestanden, im August vergangenen Jahres im südhessischen Viernheim und im benachbarten Weinheim Sprengsätze an zwei Häuser geworfen und um sich geschossen zu haben. Wie durch ein Wunder gab es nur zwei Verletzte.

Wegen Pfuschs bei Handwerkerarbeiten war dem ohnehin bereits verschuldeten Installateur nicht der volle Lohn ausbezahlt worden. Daraufhin warf der Waffennarr, mit Militärkleidung und Gasmaske bekleidet, Sprengsätze auf die Häuser der beiden Familien und beschoss sie mit dem Sturmgewehr.

Kurz nachdem Anwohner aus Viernheim wegen des Lärms den Notruf alarmiert hatten, meldete sich der Bombenleger selbst bei der Polizei. Schnell wurde klar: Der Mann hatte nicht nur die Viernheimer Familie in Angst und Schrecken versetzt, sondern bereits kurz nach 5 Uhr auch ein Haus im benachbarten Weinheim angegriffen. Diese Familie befand sich glücklicherweise im Urlaub.

Waffenlager als Wohnung

Nach den beiden Angriffen verschanzt sich der Täter bis an die Zähne bewaffnet in seiner Wohnung, die er zuvor über Monate hinweg zur Festung ausgebaut hatte. Erst nach einem 28 Stunden dauernden Nervenkrieg mit der Polizei konnte ihn ein Spezialeinsatzkommando festnehmen. Danach brauchten Spezialisten drei Tage, um alle Waffen und Sprengsätze abzubauen und abzutransportieren.

Staatsanwalt Knut Happel hatte für den Angeklagten 13 Jahre Haft gefordert: "Diese Tat ist nicht weit weg von der Vorbereitung eines Angriffskrieges." Den ursprünglichen Anklagevorwurf des versuchten Mordes ließ er später jedoch fallen. Die Verteidigung nannte kein Strafmaß, betritt aber, dass der Angeklagte bei dem Anschlag mit Tötungsabsicht handelte. Auch die Strafkammer stellte nun fest, dass der Angeklagte bei seinen Anschlägen nicht töten wollte.

"Mir kam die Galle hoch"

Vor der Urteilsverkündung hatte der Vorsitzende Richter Volker Wagner um Bedenkzeit gebeten, um allein die große Menge von 15.800 Schuss Munition strafrechtlich bewerten zu können.

In den fünf Verhandlungstagen zeigte der Handwerker trotz mehrmaliger Hinweise des Gerichts keine Reue. "Das geht bei mir nicht auf Knopfdruck", versuchte sich der 45-Jährige zu rechtfertigen. Er habe sich "schamlos ausgenutzt gefühlt", weil die Familien Lohn zurückhielten. "Da kam mir die Galle hoch."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: