SZ-Kolumne "Bester Dinge":Verstopftes Klo: fünf Sterne

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(Foto: imago stock&people)

Wenn deutsche Touristen sauer sind, prüfen sie gern "rechtliche Schritte". Zwei Florida-Urlauber aber verzichteten auf Beschwerden, als sie die Toilette ihrer Unterkunft verstopft vorfanden. Und der Verzicht hat sich gelohnt.

Von Marcel Laskus

Airbnb-Gäste sind anspruchsvolle Menschen. Die teuer von ihnen gebuchten Unterkünfte sollten den Bildern im Internet detailgetreu entsprechen, die versprochene Aussicht auf den See sollte nicht im Nebel verschwinden. Und wenn man sich als "freundliche Patchwork-Familie" ankündigt, dann aber doch einen Junggesellenabschied feiert, wäre es schon nett, wenn die Gastgeber das bitte nicht so eng sehen. Was sich bei Gästen wiederum in die Netzhaut einbrennt wie ein ausgiebiger Blick in die Mittagssonne sind Makel wie der, den Elke Thau-Montgomery und Rudi Thau in ihrer Unterkunft in Florida vorgefunden haben: ein völlig verstopftes Klo.

Oft ist es in so einem Fall eine Frage von Minuten, bis die Gäste ihre Koffer wieder packen. Zumal es sich um "deutsche" Urlauber handelte, wie CNN in einem Bericht erwähnte. Angehörige einer Gruppe also, von der überliefert ist, dass sie sich sogar dann vorbehalten, rechtliche Schritte zu prüfen, wenn das eigene Handtuch vom Liegestuhl entfernt wurde. "Die meisten Leute würden ihr Geld zurückfordern und die Kosten für ein Ersatzhotel in Rechnung stellen", befand auch Jennifer Steinberg, die mit ihrer Frau Beth Ann Moon das Zimmer vermietet. Doch über dem Sunshine State standen die Bewertungssterne an jenem Tag überraschend gut.

Die Gastgeber holten Handwerker, der Boden hinter dem Grundstück musste aufgerissen werden, laut und langwierig muss das alles gewesen sein. Die Gäste aber störten sich nicht daran. Besser noch: Sie leisteten ihren Beitrag, indem sie im Garten ein Lagerfeuer für alle schürten. Wer es schafft, ohne funktionierende Toilette friedvoll miteinander auszukommen, muss füreinander gemacht sein. Das sahen die vier offenbar genauso. CNN jedenfalls verkaufte seine Geschichte mit der Zeile: "Wie aus einer Airbnb-Katastrophe eine wunderbare Freundschaft wurde."

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