Unwetter:"Xavier": Mehrere Tote, Verkehrschaos und Rettungskräfte im Dauereinsatz

Lesezeit: 2 Min.

  • Wegen des Sturmtiefs Xavier ist der Zugverkehr in Nord-und Ostdeutschland weiter stark eingeschränkt.
  • Insgesamt sieben Menschen sind bisher ums Leben gekommen.
  • Xavier war am Donnerstag mit der zweithöchsten Warnstufe über den Norden Deutschlands hinweggefegt.

Wegen des Sturmtiefs Xavier sind mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Die Berliner Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus, die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. Tausende Menschen in mehreren Großstädten hatten zeitweise Probleme, von der Arbeit oder der Schule nach Hause zu kommen, weil Busse und Bahnen nicht fuhren. Auch am Tag danach müssen Reisende mit Zugausfällen, erheblichen Verspätungen und langen Wartezeiten an Bahnhöfen rechnen.

So verkehren noch immer keine Züge zwischen Berlin und Hannover sowie zwischen Berlin und Hamburg, teilte die Deutsche Bahn mit. Auch die Strecken zwischen Berlin und Leipzig sowie weitere Strecken von und nach Hannover, Bremen und Hamburg bleiben gesperrt. Außerdem ist der Nahverkehr in Norddeutschland noch stark von den Unwetterschäden betroffen.

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Von Jonathan Ponstingl

Ein Sprecher der Bahn rät Reisenden deutschlandweit, sich mithilfe einer App über Ausfälle und Verspätungen am Freitag zu informieren. Die Bahn hatte für die Nacht etwa ein Dutzend leere IC- und ICE-Züge in Bahnhöfen für gestrandete Reisende bereitgestellt und Getränke verteilt. Hilfsorganisationen hatten die Menschen mit Lebensmitteln versorgt.

Besonders viele Menschen waren am Donnerstag im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe gestrandet, weil Schnellzüge aus dem Süden in Richtung Norden dort gestoppt worden waren. Die Bahn stellte dort Hotelzüge für etwa 1000 Menschen bereit. In Bad Bentheim in Niedersachsen strandeten etwa 400 Fahrgäste eines Zugs von Amsterdam nach Berlin. Feuerwehr und Rotes Kreuz brachten die Bahnreisenden in die Sporthalle eines Gymnasiums, die zu einer Notunterkunft umfunktioniert wurde, wie der Kreisbrandmeister sagte.

Auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld war am Donnerstag der Betrieb vorübergehend eingeschränkt, weil die Abfertigung eingestellt wurde. Passagiere mussten in gelandeten Flugzeugen warten.

In Hamburg habe die Feuerwehr innerhalb von zwei Stunden mehr als 700 sturmbedingte Einsätze gehabt, sagte ein Sprecher. Das sei normalerweise die Zahl eines 24-Stunden-Tages. Bis zum späten Nachmittag waren es bereits über 900 Einsätze. Die Berliner Feuerwehr arbeitete zwischen 16 Uhr und 21 Uhr 1250 Einsätze ab.

Berlins Regierender Bürgermeister Müller äußert Bestürzung

Xavier fegte mit Orkanböen der Stufe drei über Nord- und Ostdeutschland. Das ist die zweithöchste Warnstufe. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte bereits vorab eine Warnung herausgegeben. Besonders heftig wehte der Wind im Oberharz und auf dem Brocken. Dort warnte der DWD vor extremen Orkanböen. Es seien bereits Spitzengeschwindigkeiten von knapp 180 Kilometern pro Stunde auf dem Brocken gemessen worden, sagte ein Meteorologe in Leipzig.

Vier Tote gab es allein in Brandenburg. Ein 72 Jahre alter Mann wurde bei Hoppegarten von einem Baum erschlagen, als er Äste von der Straße entfernen wollte. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen. Ein weiterer Mensch kam bei Müllrose ums Leben. In Berlin starb eine Frau, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. In Hamburg wurde ebenfalls in einem Wagen eine 54-jährige Frau getroffen und getötet; das Opfer war die Beifahrerin. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Abend: "Mit Bestürzung haben wir von den tödlichen Unfällen in Berlin und in unserem Nachbarland Brandenburg durch das Sturmtief Xavier erfahren." Den Angehörigen und Freunden der Opfer gelte das tiefe Mitgefühl.

Viele Reisende stiegen angesichts der Streckensperrungen im Fernverkehr auf Reisebusse um. Wie ein Flixbus-Sprecher sagte, stieg die Zahl der Buchungen von und nach Hamburg im Vergleich zur Vorwoche um etwa 45 Prozent. Die Strecke Hamburg-Bremen sei durchweg ausgebucht gewesen. In Taxizentralen herrschte Hochbetrieb.

© SZ.de/dpa/sks/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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