Unwetter in der Karibik:"Wir haben alles verloren, was man mit Geld kaufen kann"

  • Der nächste Hurrikan der höchsten Stufe fünf trifft die Karibik.
  • Maria bedroht Inseln, die vor zwei Wochen bereits von Irma schwer getroffen worden waren.
  • Sturmjäger meldeten Windgeschwindigkeiten von 260 Kilometern pro Stunde - und Experten befürchten, der Hurrikan könnte weiter an Stärke zunehmen.

Hurrikan Maria hat den karibischen Inselstaat Dominica erreicht und dort schwere Schäden angerichtet. "Bei fast allen Menschen, mit denen ich gesprochen habe oder anderweitig Kontakt hatte, hat der Wind die Hausdächer weggerissen", schreibt Ministerpräsident Roosevelt Skerrit auf Facebook.

In der Nacht war der Sturm innerhalb weniger Stunden gleich zweimal hochgestuft worden und wird nun als Hurrikan der gefährlichsten Stufe fünf geführt - so wie vor zwei Wochen Irma. Sogenannte Sturmjäger in Flugzeugen machten Windgeschwindigkeiten von 260 Kilometern pro Stunde aus.

"Bislang haben wir alles verloren, was man sich mit Geld kaufen oder mit Geld ersetzen kann", schreibt Skerrit weiter auf Facebook. Seine größte Angst sei, am Morgen mit der Nachricht aufzuwachen, dass es körperliche Verletzungen gebe - und möglicherweise Tote durch die Erdrutsche, die von dem starken Regen auf der Insel ausgelöst wurden.

Maria ist in diesem Jahr bereits der vierte starke Hurrikan über dem Atlantik - also der Kategorie drei oder höher. Ein Hurrikan der Kategorie fünf hat das Potenzial, katastrophale Schäden anzurichten. Und Meteorologen warnten, Wirbelsturm Maria könne beim Kurs auf Inseln in der östlichen Karibik womöglich noch stärker werden. Nach Dominica soll die Unwetterfront Inseln streifen, die bereits von Hurrikan Irma schwer getroffen worden waren. Neben Dominica wurde für Guadeloupe, St. Kitts und Nevis, Montserrat, Martinique, sowie die Britischen und Amerikanischen Jungferninseln eine Hurrikan-Warnung ausgesprochen.

Am Mittwoch könnte Maria dann das US-Außengebiet Puerto Rico direkt treffen. Die Menschen sollten sich auf den neuen Tropensturm vorbereiten, sagte Gouverneur Ricardo Rosselló. Obwohl Irma Puerto Rico nicht voll getroffen hatte, sind dort noch immer etwa 65 000 Menschen ohne Strom. Der Sicherheitsbeauftragte der Insel, Hector Pesquera, bat die Bewohner inständig darum, sich in Sicherheit zu bringen: "Ansonsten werden sie sterben." Auf Kuba und im US-Bundesstaat Florida hatte Irma schwere Schäden angerichtet. Am schwersten hatte der Hurrikan jedoch die Karibik getroffen - dort waren mehr als die Hälfte der 80 Todesopfer zu beklagen.

"Wartet nicht, bis die Flüsse über die Ufer treten"

Auf der nun akut betroffenen Insel Dominica flogen am Montagabend (Ortszeit) zum Teil Zinkdächer von Häusern. Die Behörden hatten Schulen und Regierungseinrichtungen geschlossen. Ministerpräsident Roosevelt Skerrit warnte die 72 000 Einwohner, den herannahenden Hurrikan ernst zu nehmen: "Wartet nicht, bis die Flüsse über die Ufer treten. Sucht die Häuser von Freunden und Verwandten oder die Notunterkünfte auf", hieß es in einer Mitteilung des Regierungschefs. "So viel Wasser ist gefährlich in Dominica."

Auch im nahegelegenen französischen Überseegebiet Guadeloupe rechnen die Behörden mit extremen Überschwemmungen. Vorsorglich wurden mehrere Gebiete evakuiert. Auf der Insel gilt die höchste Sturmwarnstufe violett, alle Einwohner wurden aufgerufen, drinnen Schutz zu suchen. Die Schulen bleiben vorsorglich geschlossen. Die Präfektur der französischen Karibikinsel Martinique verhängte eine Ausgangssperre. Die Bewohner sollten sich auf Stromausfälle und Engpässe bei der Wasserversorgung vorbereiten. In hochwassergefährdeten Bereichen seien die Gemeinden verpflichtet, ihre Bevölkerung in Sicherheit zu bringen. Es stünden 600 Feuerwehrleute, 200 Polizisten, 200 Gendarmen und 500 Soldaten für Kriseneinsätze bereit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: