Sturmtief "Klaus":Verletzte Hochzeitsgäste, Ausnahmezustand in Berlin

Unwetter - Verwüstungen nach einem Gewitter über Brandenburg und Berlin

Aufräumen: Feuerwehrleute im brandenburgischen Hennigsdorf arbeiten nach einem Unwetter an einem umgestürzten Baum.

(Foto: dpa)
  • Sturmtief "Klaus" brachte am Mittwochabend heftige Winde und große Regenmengen über den Nordosten Deutschlands.
  • In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden mehrere Personen durch herabfallende Baumteile teils schwer verletzt.
  • In Berlin musste die Feuerwehr zu 320 Einsätzen ausrücken.
  • Auch Norditalien wurde von heftigen Regenfällen getroffen.

Sturmtief "Klaus" ist am Mittwochabend mit Windböen und starkem Gewitter über den Nordosten Deutschlands gefegt, mindestens 21 Menschen wurden verletzt. Betroffen waren vor allem Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. In Blankensee in der Nähe von Pasewalk stürzte infolge heftiger Winde ein Ast auf mehrere Teilnehmer einer Hochzeitsgesellschaft. Drei Frauen und vier Männer wurden dabei schwer verletzt, ein weiterer Mann leicht. Auch im brandenburgischen Oranienburg wurden laut Feuerwehr elf Menschen durch eine abgebrochene Baumkrone verletzt.

Nicht nur die Winde waren stark, auch der Regen: Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) fielen in Waren an der Müritz in zwei Stunden rund 35 Liter Regen pro Quadratmeter, in Gera in Thüringen waren es 45 Liter pro Quadratmeter in drei Stunden.

In der Hauptstadt wurde sogar kurzzeitig der Ausnahmezustand ausgerufen. Windböen erreichten dort laut DWD-Angaben eine Geschwindigkeit von etwa 110 Kilometern pro Stunde. Die Feuerwehr musste etwa 320 Mal ausrücken. Straßen wurden zeitweise überflutet, auf dem Wannsee kenterten Boote und ein Baum fiel auf ein Cabrio. Die Insassen des Autos wurden dabei nur leicht verletzt.

Für knapp zwei Stunden mussten alle Fernzüge am Berliner Hauptbahnhof stehen bleiben. Durch das Gewitter seien technische Anlagen beschädigt worden, sagte eine Bahn-Sprecherin. Umgerissene Bäume fielen auf Straßen und S-Bahn-Gleise. Am frühen Donnerstagmorgen konnten noch nicht alle S-Bahnlinien wieder planmäßig fahren. Im Fernverkehr seien hingegen alle Strecken wieder frei, sagte eine Sprecherin. Es könne durch die Einschränkungen vom Mittwochabend aber noch zu einzelnen Teilausfällen kommen.

Die Wetterlage in Deutschland soll am Donnerstag ruhiger werden. Außerdem wird es insgesamt etwas kühler im Land. Die Spitzenwerte liegen nach DWD-Angaben bei 28 Grad, etwa in Berlin. Auch in Bayern, entlang der Donau könne es ähnlich warm werden. Im Westen werde es deutlich kühler, wie auch schon in den Tagen zuvor. Vereinzelte Gewitter und größere Regenmengen, etwa im Schwarzwald, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern kann es daher auch am Donnerstag wieder geben. Bundesweit sei die Unwettergefahr deutlich geringer als noch am Mittwoch, sagte ein Meteorologe des DWD.

Unwetter auch in Italien

Überschwemmungen in Norditalien

Überschwemmungen in Norditalien: Wassermassen drängen nach starken Regenfällen und Schneeschmelze durch die Provinz Lecco.

(Foto: dpa)

Starke Regenfälle und Schneeschmelze haben auch in Norditalien zu Überschwemmungen geführt. Besonders betroffen war die Provinz Lecco, in der nach offiziellen Angaben fast 1000 Menschen in Sicherheit gebracht werden mussten. Lecco liegt am Comer See, an dem das Wasser über die Ufer trat. Stellenweise wurden Uferstraßen für den Verkehr gesperrt, wie aus einer Mitteilung der Stadtverwaltung von Como hervorgeht. Im weiter nördlich gelegenen Dervio sei ein Campingplatz evakuiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. In der Provinz Brescia gab es demnach auch Erdrutsche. Mehr als 70 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Hochwasser in Tirol

Auch in Tirol haben Rettungskräfte vielerorts mit Hochwasser zu kämpfen. Grund ist vor allem viel Schmelzwasser aus den Bergen. In Sautens stürzte ein Radfahrer in die Ötztaler Ache. Der Mann wird weiter vermisst, seine Identität war zunächst nicht bekannt. Auch in Schwaz bei Innsbruck wurde eine Suchaktion gestartet, nachdem vermutlich eine leblose Person im Inn gesehen wurde. Vielerorts wurden Straßen und Brücken gesperrt. Der Inn führt seit einigen Tagen Hochwasser, die Pegelstände in Innsbruck erreichten in der Nacht auf Donnerstag einen Höchstwert von 6,32 Meter. Vorsorglich wurden mobile Hochwassersperren aufgebaut. In den kommenden Tagen wird eine Entspannung der Situation erwartet, da nicht mit Niederschlägen zu rechnen sei, sagte Elmar Rizzoli von der Stadt Innsbruck.

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