Süddeutsche Zeitung

Untersuchungshaft:Ali B. gesteht Tötung von Susanna F.

  • Der Hauptverdächtige im Fall der getöteten 14-jährigen Susanna kommt in Untersuchungshaft.
  • Der 20 Jahre alte Iraker Ali B. hatte zuvor stundenlang im Wiesbadener Polizeipräsidium ausgesagt - und die Tötung gestanden.

Von Nico Fried, Berlin, und Susanne Höll, Frankfurt

Im Mordfall Susanna F. hat der verdächtige Ali B. die Tötung der 14-Jährigen nach Angaben der Staatsanwaltschaft zugegeben. "Er hat sich dahingehend geständig eingelassen, dass er Susanna F. umgebracht habe, eine Vergewaltigung wurde durch ihn allerdings bestritten", teilte Oberstaatsanwalt Oliver Kuhn am Sonntagabend mit. Als Motiv für die Tat habe der 20-Jährige angegeben, "dass er aufgrund von Verletzungen im Gesicht von Susanna, die in Folge eines Sturzes entstanden sein sollen, befürchtet habe, dass diese die Polizei informieren werde". Dies habe der Iraker noch in der Nacht zum Sonntag in einer polizeilichen Vernehmung ausgesagt und in einer Anhörung der Ermittlungsrichterin am Sonntag bestätigt. Nach dieser Anhörung im Wiesbadener Polizeipräsidium, die demnach "nahezu sechs Stunden" dauerte, ordnete die Richterin Untersuchungshaft an. Ali B. wurde mit einem Hubschrauber in ein Gefängnis in Frankfurt geflogen. Dass der mutmaßliche Täter sich eine Woche nach seiner eiligen Ausreise wieder in Deutschland befindet, ist offenkundig guten Beziehungen der Bundespolizei zu kooperationswilligen, autonom agierenden kurdischen Stellen im Nordirak zu verdanken.

Die kurdischen Offiziellen hatten Ali B. ausfindig gemacht. Er soll ausgesagt haben, er und Susanna F. hätten unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol gestritten. Er habe sie erwürgt, weil sie gedroht habe, die Polizei zu rufen. Kurdische Stellen übergaben den Verdächtigen nach Angaben aus Sicherheitskreisen der Bundespolizei an Bord einer Lufthansa-Maschine im Nordirak.

Das Vorgehen ist bedeutsam für die weiteren Schritte im Fall Ali B. Die Bundespolizei darf nur auf deutschem Boden aktiv werden, ein Einsatz der Beamten im Nordirak mit einer Festnahme des Verdächtigen wäre nach deutschem Recht unzulässig. Die hessische Justiz hatte zwar ein Auslieferungsgesuch an den Irak erstellt. Ali B. wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen aber übergeben, bevor das Begehren im Irak eingetroffen war. Experten sagen, dieses unorthodoxe Vorgehen werde einen Strafprozess gegen Ali B. in Hessen wohl nicht behindern.

Wieso Ali. B mitsamt sieben Angehörigen Anfang Juni überhaupt über Düsseldorf und die Türkei in den Nordirak ausreisen konnte, soll nach Angaben aus hessischen Regierungskreisen alsbald geklärt werden.

Kanzlerin Angela Merkel begrüßte die Rückführung des Verdächtigen und sprach sich für raschere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber aus. In der ARD-Sendung Anne Will sagte sie am Sonntag: "Für mich heißt die Lehre, bei allem, was jetzt auch in dem speziellem Fall tragisch, traurig, schrecklich ist, alles zu tun, dass wir diese Ankerzentren jetzt auf den Weg kriegen, dass jetzt wirklich auch schneller gehandelt werden kann." Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will am Dienstag seinen "Masterplan Migration" vorlegen. Dieser sieht auch vor, Asylbewerber in sogenannten Ankerzentren unterzubringen, um ihre Verfahren zu beschleunigen.

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SZ vom 11.06.2018/lalse
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