Süddeutsche Zeitung

Untergang der "Sewol":Südkoreas Präsidentin entschuldigt sich für Fährunglück

Zwei Wochen nach dem Schiffsunglück vor Südkorea wächst die Wut der Angehörigen, jetzt hat sich Präsidentin Park Geun Hye offiziell bei der Bevölkerung entschuldigt. Ein neues Video dürfte aber für noch mehr Empörung sorgen.

Zwei Tage nach dem Rücktritt des südkoreanischen Ministerpräsidenten wegen des verheerenden Fährunglücks hat sich Präsidentin Park Geun Hye für die Tragödie entschuldigt. Park sagte bei einem Treffen mit Ministern in Seoul, die Regierung habe das Unglück nicht verhindern können und anfangs unzulänglich darauf reagiert. "Ich entschuldige mich bei der Bevölkerung." Sie sei bedrückt, dass so viele Menschen ihr Leben verloren hätten. Sie fühle mit den Betroffenen, sagte die südkoreanische Präsidentin.

Ähnliche Worte hatte Ministerpräsident Chung Hong Won am Sonntag gewählt. Er hatte als Konsequenz aus dem Desaster seinen Rücktritt angekündigt. Park hatte Chungs Rücktritt angenommen, er soll jedoch noch so lange im Amt bleiben, bis die Bergungsarbeiten an dem gesunkenen Schiff abgeschlossen sind.

Video von Rettung des Kapitäns in Unterwäsche

Einen Tag nach dem Auftauchen eines Handyvideos, das Passagiere kurz vor dem Untergang des Schiffes zeigt, veröffentlichte die Küstenwache eine weitere Aufnahme vom Tag des Fährunglücks vor zwei Wochen. Darin ist dem US-Fernsehsender CNN zufolge zu sehen, wie der Kapitän der Sewol, Lee Joon Seok, der wegen des frühzeitigen Verlassens des Schiffs in der Kritik steht, in seiner Unterwäsche von Bord klettert. Die Rettungskräfte, die ihn in Sicherheit brachten, gaben an, nicht gewusst zu haben, um wen es sich handelte.

Derzeit befinden sich alle 15 überlebenden Besatzungsmitglieder der Fähre in Untersuchungshaft, die letzten vier wurden am Samstag festgenommen. Der Crew, allen voran dem Kapitän, wird vorgeworfen, die Evakuierung verzögert und die Passagiere im Stich gelassen haben. Drei weitere Menschen wurden am Montag festgenommen, weil sie unter Verdacht stehen, Beweismittel mit näheren Hinweisen zur Unglücksursache vernichtet zu haben.

Die fast 7000 Tonnen schwere Fähre Sewol war am 16. April mit 476 Menschen an Bord gekentert und gesunken. Die meisten Passagiere waren Schüler, die auf Klassenfahrt auf dem Weg zu der Insel Jeju waren. Etwa 190 Tote wurden geborgen, noch immer werden aber mehr als 100 Menschen vermisst. Vor allem die Angehörigen der Opfer hatten die Regierung und die zuständigen Behörden wegen des Krisenmanagements in den vergangenen Tagen heftig kritisiert.

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SZ.de/AFP/dpa/sebi/sana
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