Attacke in New York:Mutmaßlicher Mörder war nicht bei United Healthcare versichert

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Luigi Mangione, 26, ist tatverdächtig im Fall der Tötung von Brian Thompson, dem Chef von United Healthcare. (Foto: Eduardo Munoz/REUTERS)

Der 26-jährige Mangione steht im Verdacht, den Chef eines Versicherungsriesen getötet zu haben. Die Polizei vermutet, dass Brian Thompson sterben sollte, weil dessen Konzern zu den größten des Landes zählt.

Der mutmaßliche Mörder des mitten in New York erschossenen Chefs von United Healthcare war nach Polizeiangaben selbst nicht bei dem US-Unternehmen versichert. Der Polizei zufolge habe er Brian Thompson wahrscheinlich wegen der Größe des milliardenschweren Konzerns als Opfer ausgewählt. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass er jemals Kunde von United Healthcare war“, sagte Chefermittler Joseph Kenny in einem Interview des Regionalsenders NBC New York über den Tatverdächtigen, der bei seiner Festnahme am Montag ein handgeschriebenes „Manifest“ bei sich trug. „Aber er erwähnte, dass es der fünftgrößte Konzern in Amerika ist, was ihn wiederum zum größten Gesundheitsversorger in Amerika macht. Wahrscheinlich hat er das Unternehmen deshalb ausgesucht.“

Thompson war am 4. Dezember nahe dem belebten Times Square in Manhattan aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die öffentliche Fahndung nach dem flüchtigen Schützen machten weltweit Schlagzeilen. Fünf Tage nach den tödlichen Schüssen fiel Luigi Mangione im Lokal einer Fast-Food-Kette im US-Bundesstaat Pennsylvania auf und wurde festgenommen. Nur Stunden nach der Verhaftung wurde der 26-Jährige in Manhattan unter anderem wegen Mordes angeklagt.

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:Rächer der Gebrechlichen und Geprellten?

Am Mittwoch wurde Brian Thompson, Chef des Versicherers United Healthcare, in New York erschossen. Nun ist ein Verdächtiger in Haft: ein hochgebildeter 26-Jähriger – mit dem erstaunlich viele Amerikaner sympathisieren.

Von Boris Herrmann

Nach Einschätzung der Polizei sieht sich der Absolvent einer Eliteuni und Sohn einer wohlhabenden Familie als Held, auch im Internet wird er trotz der kaltblütigen Tat von vielen zum „Rächer“ und modernen „Robin Hood“ stilisiert. „Er schien die gezielte Tötung des höchsten Unternehmensvertreters als symbolischen Schlag und direkte Aktion gegen die angebliche Korruption und die ‚Machtspiele‘ des Unternehmens zu betrachten“, zitierten US-Medien aus einem Bericht der New Yorker Polizei. Luigi Mangione sehe sich als eine Art Märtyrer, der beschlossen habe, endlich gegen solche Ungerechtigkeiten vorzugehen.

Das Entsetzen über die Tat vermengte sich im Netz schnell mit der geballten Wut vieler auf das Gesundheitssystem

Tatsächlich vermengte sich das Entsetzen über die Tat im Netz schnell mit der geballten Wut vieler Menschen auf das amerikanische Gesundheitssystem und die Versicherungsbranche in den USA. Beide sind stark privatwirtschaftlich organisiert: Angebot und Nachfrage spielen eine zentrale Rolle, Krankenhäuser und Versicherungen sind – anders als in Deutschland – größtenteils nicht in öffentlicher Hand.

Horrende Medikamentenpreise, Arzthonorare und Verwaltungskosten werden von vielen als ungerecht empfunden. Besonders Geringverdiener und Arbeitslose bekommen oft nicht die Hilfe, die sie brauchen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zufolge sind 81 Prozent der Befragten in den USA unzufrieden mit den Kosten der medizinischen Versorgung.

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:Ein Verdächtiger aus gutem Hause

Luigi Mangione wird vorgeworfen, den Versicherungsunternehmer Brian Thompson erschossen zu haben. Bislang verkörperten die wohlhabenden Mangiones den American Dream – nun wirft der Mordverdacht einen Schatten, der auch die Familie des Verdächtigen streifen dürfte.

Von Boris Herrmann

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