United Airlines:United-Airlines-Chef muss US-Kongress Rede und Antwort stehen

  • Das US-Repräsentantenhaus hat am Dienstag den United-Airlines-Chef Oscar Munoz zu einer Anhörung geladen.
  • Im April hatte die Airline einen Passagier brutal aus einer überbuchten Maschine werfen lassen.
  • Die Abgeordneten kritisierten den Chef der Fluggsellschaft heftig und drohten mit Konsequenzen.

Die Sicherheitsmitarbeiter, die im Auftrag von United Airlines einen Passagier aus einem überbuchten Flugzeug geworfen hatten, gingen nicht zimperlich vor. Sie zerrten den schreienden Mann durch den Gang des Flugzeuges. Die Videoaufnahmen anderer Passagiere von dem Vorfall im April sorgten weltweit für Empörung. Nun zieht die Affäre auch Kreise bis in die politische Ebene. Oscar Munoz, Chef von United Airlines, musste am Dienstag dem US-Repräsentantenhaus Rede und Antwort stehen. Die Abgeordneten gingen dabei nicht weniger zimperlich vor als die Sicherheitsmitarbeiter.

Munoz musste sich heftige Kritik anhören - auch vor den Augen seiner Kollegen der anderen amerikanischen Fluggesellschaften, die ebenfalls zu der Anhörung geladen waren. Die Abgeordneten drohten schließlich allen Airlines mit Konsequenzen, sollten sie ihren Service nicht verbessern. "Wir als Verbraucher haben genug davon", zitiert CNN den Demokraten Mike Capuano. "Wir sind aufs Fliegen angewiesen. Ihr seid auf uns angewiesen." Bill Shuster, der republikanische Vorsitzende des Verkehrs- und Infrastrukturausschussches wurde noch deutlicher: "Der Kongress wird nicht zögern, zu handeln."

Weil ein Passagier seinen Platz in einer überbuchten Maschine nicht für Mitarbeiter der durchführenden Fluglinie Republic Airline räumen wollte, hatte United Airlines/United Express den Sicherheitsdienst am Flughafen Chicago beauftragt, den Mann aus dem Flugzeug zu werfen. Als diese ihn aus dem Sitz hoben und den Gang entlangschleiften, verletzte er sich. Seinem Anwalt zufolge brach er sich dabei die Nase, verlor zwei Zähne und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Ein Sicherheitsmitarbeiter gab später in einem offiziellen Bericht an, der Mann habe die Verletzungen selbst verschuldet, weil er plötzlich um sich geschlagen habe.

United-Airlines-Chef Oscar Munoz hatte den Skandal noch verstärkt, in dem er in einer ersten Mitteilung den Vorfall zwar bedauerte, das Vorgehen aber verteidigte. Erst in einer zweiten Mitteilung entschuldigte er sich für den Vorfall.

Vor den Abgeordneten zeigte er sich erneut reuevoll. Munoz versprach Besserung und bezeichnete die Affäre als "Wendepunkt für United". Auch gab er zu, dass seine erste Reaktion unangemessen gewesen sei. Der Konzernchef beteuerte, dass sich United die Kritik zu Herzen nehme und "Taten sprechen lassen" werde. Das Unternehmen hat seine Richtlinien nach dem Rauswurf und dem folgenden PR-Debakel bereits geändert. So will die Airline etwa Passagieren, die auf überbuchten Flügen freiwillig auf ihren Sitz verzichten, künftig eine Entschädigung von bis zu 10 000 Dollar zahlen. Außerdem soll es weniger Überbuchungen geben.

Bei der Anhörung vor dem Kongress waren auch die Chefs von American, Alaska und Southwest Airlines anwesend. Nur Delta schickte keinen Vertreter. Die US-Fluggesellschaften stehen schon länger wegen Service-Problemen und Überbuchungen in der Kritik. United hatte sich in der Vorwoche mit dem Passagier auf einen Vergleich geeinigt, über die Details der Entschädigung wurde Stillschweigen vereinbart.

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