Süddeutsche Zeitung

Unglücksstadt Lac-Mégantic:In Trauer vereint

Zwei Wochen nach dem Zugunglück in der kanadischen Kleinstadt ist die Zahl der Opfer auf 42 gestiegen. Während viele Bewohner um die Toten trauern, gibt es für manche aber auch etwas zu feiern.

Zwei Wochen nach dem Zugunglück in der kanadischen Kleinstadt ist die Zahl der Opfer auf 42 gestiegen. Während viele Bewohner um die Toten trauern, gibt es für manche aber auch etwas zu feiern.  Ein Holzkreuz vor der Kirche Sainte-Agnes in Lac-Megantic erinnert an das Zugunglück am 6. Juli.

Die Kirche ist derzeit das Zentrum der Stadt. Die Bewohner kommen, um der Verstorbenen zu gedenken. Deren Zahl ist bereits auf 42 angestiegen. Die Rettungskräfte sind jedoch darauf eingestellt, weitere Leichen bei den Aufräumarbeiten zu finden.

Die Stadt ist in Trauer vereint und versammelt sich vor der Kirche. Auch dieses Pärchen hat offenbar jemanden verloren.

Während die einen trauern, feiern die anderen.

Manon Parise küsst ihren Ehemann Marco Nunez - direkt in der Nähe des Unglücksorts.

Derweil sind in der Stadt die Aufräumarbeiten in vollem Gange.

40 Gebäude sind zerstört und damit das Zentrum von Lac-Mégantic.

Die Polizei ermittelt unterdessen weiter, ob das Entgleisen der mehr als 70 Kesselwagen am frühen Samstagmorgen einen kriminellen Hintergrund hat. Außerdem ist der Lokführer des Unglückszugs suspendiert worden. Er sei "unter der Kontrolle der Polizei", sagt Edward Burkhardt, Chef des Bahnunternehmens Montreal, Maine & Atlantic Railway, Medienberichten zufolge. Es gebe Zweifel an seiner Aussage, er habe beim Abstellen des Zuges elf Handbremsen gesetzt.

Knapp eine Woche nach dem Unglück dürfen 600 Einwohner in ihre Häuser zurückkehren.

Bürgermeistern Colette Roy-Laroche ruft den Notstand über die Gemeinde aus.

Umweltaktivisten zufolge sind nach dem Unglück 100.000 Liter Öl in die Flüsse gelangt. Ein Ölteppich überzieht den Fluss La Chaudière.

In den Flüssen werden Barrieren ausgelegt, die das Öl abfangen sollen.

Das Unglück selbst hatte sich am vergangenen Wochenende ereignet: Ein mit Rohöl beladener Zug raste führerlos durch Lac-Mégantic und entgleiste. Mehrere Kesselwagen explodierten. "Als wir aus einer Bar kamen, sahen wir Waggons in vollem Tempo in das Stadtzentrum rasen", berichtete Yvon Rosa dem Sender Radio-Canada. "Überall war Feuer." 

Den kanadischen Behörden zufolge bestand der Tankzug aus fünf Lokomotiven und 72 mit je 100 Tonnen Öl beladenen Waggons, von denen später mindestens vier explodierten. Laut dem Bahnunternehmen Montreal Maine & Atlantic hatte der Zug zunächst wegen eines Personalwechsels im 13 Kilometer entfernten Nachbarort Nantes gehalten. Trotz gezogener Bremsen sei er dann plötzlich ohne Lokführer die abschüssigen Gleise hinunter nach Lac-Mégantic gerollt, das rund 250 Kilometer östlich der Metropole Montréal liegt.

Nach der Explosion müssen ungefähr 2000 Einwohner ihre Häuser verlassen. Das Rote Kreuz richtet Notunterkünfte in mehreren Schulen der Umgebung ein.

Freiwillige verteilen Kleidung an die in Sicherheit gebrachten Menschen.

Wenige Kilometer von der Kleinstadt entfernt, in dem Dorf Sainte-Cécile-de-Whitton, beten die Einwohner für die Opfer der Katastrophe.

Während die Feuerwehr über mehrere Tage versucht, die Flammen zu löschen, bleibt den Einwohnern nichts anderes übrig, als von einem Hügel aus die Löscharbeiten zu beobachten.

Selbst 20 Stunden nach dem Unglück gelingt es der Feuerwehr nicht, die Flammen zu löschen

Dann, fast zwei Tage nach der verheerenden Explosion, kommt die erlösende Nachricht: "Die Flammen sind gelöscht", sagt der Chef der örtlichen Feuerwehr, Denis Lauzon, vor Journalisten.

Doch zwei Tankwaggons müssen weiter mit Wasser besprengt werden. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie Denis Lauzon erklärt. Sie sollen abkühlen.

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