Bei einem Feuer in einem Heim für Kinder und Jugendliche in Guatemala sind mindestens 20 Mädchen ums Leben gekommen. Das gab eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am späten Mittwochabend bekannt. 25 weitere seien mit zum Teil schweren Verbrennungen in Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Feuerwehr mit. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Allein im Roosevelt-Krankenhaus in Guatemala-Stadt wurden 18 Verletzte behandelt. 14 seien in einem kritischen Zustand, sagte Direktor Carlos Soto der Zeitung Prensa Libre. "Sie haben Verbrennungen zweiten und dritten Grades erlitten", sagte er. "Die Verbrennungen, die ich gesehen habe, betreffen 50 Prozent der Körperoberfläche."
Die Jugendeinrichtung in der Ortschaft San José Pinula nahe Guatemala-Stadt wird von der staatlichen Wohlfahrt betrieben. In dem Haus leben Kinder und Jugendliche, die wegen häuslicher Gewalt aus ihren Familien genommen wurden. Allerdings sollen auch kriminelle Jugendliche in der Einrichtung untergebracht worden sein. Nach Regierungsangaben wurde der Direktor des Heims deswegen entlassen. Es sei mehrmals darauf hingewiesen worden, dass straffällig gewordene Jugendliche anderswo untergebracht werden müssten - das sei aber nicht passiert.
Hinweise auf Prostitution
Die Unterkunft war eigentlich für die Unterbringung von 500 Kindern und Jugendlichen ausgelegt, zum Zeitpunkt des Brands sollen dort Schätzungen zufolge jedoch etwa 800 Personen gelebt haben. Zuletzt hatten sich die Minderjährigen über schlechte Behandlung durch die Betreuer und schlechtes Essen beschwert. Nach Angaben einiger Parlamentarier gab es seit 2015 sogar Hinweise darauf, das Jugendliche aus der Einrichtung als Prostituierte rekrutiert wurden.
In der Nacht zum Mittwoch flohen etwa 60 Kinder und Jugendliche aus dem Heim. Medienberichten zufolge kam es in der Einrichtung zum Streit und die Minderjährigen steckten Matratzen in Brand. Das Feuer breitete sich danach auf den Rest der Einrichtung aus. Bilder aus dem Gebäude zeigten mit Laken abgedeckte Leichen, Teile von Schaustoffmatratzen und einen verqualmten Schlafraum. Weinende Verwandte warteten vor dem Gebäude verzweifelt auf Nachricht.
Abgeordnete fordern Schließung des Heims
Die Generalstaatsanwaltschaft leitete eine Ermittlung ein. "Der Vorfall ist sehr bedauerlich. Als Staat müssen wir uns fragen: Was tun wir?", sagte Generalstaatsanwältin Thelma Aldana. Der Kongress forderte die verantwortlichen Beamten zum Rücktritt auf. Zudem beantragten die Abgeordneten die Schließung des Heims. Guatemalas Menschenrechtsanwalt Jorge de Leon sagte, viele jüngere Kinder hätten berichtet, von Älteren drangsaliert und missbraucht worden zu sein. 2013 war eine 14-Jährige in dem Gebäude von einem anderem Bewohner erdrosselt worden.