Unglück im Frankfurter Zoo:Erdmännchen-Familie verschüttet und erstickt

Pfiffig, fröhlich, schlau - das sind Erdmännchen. Doch aus ihrer Misere konnte sich eine sechsköpfige Erdmännchen-Familie nicht mehr befreien. Die Tonnen Lehm und Kies, die über ihnen zusammenbrachen, versperrten den Weg zurück ans Tageslicht und verwandelten die Erdhöhle in ein tödliches Gefängnis.

ANTRETEN ZUM SONNENBAD

Eine sechsköpfige Erdmännchen-Familie wurde im Frankfurter Zoo lebendig begraben und erstickte im Schlaf.

(Foto: DPA/DPAWEB)

Erdmännchen sind kluge Tierchen. Obwohl nur 30 Zentimeter hoch genießen die aus Südafrika stammenden Säugetiere in deutschen Zoos längst Kultstatus. Und zwar weil sie meist aufrecht auf den Hinterbeinen stehen, den Kopf mit den schwarz umrandeten Augen in die Luft strecken und Ausschau nach Feinden halten.

Trotz allem Strecken und Recken, diese Bedrohung konnten die sechs Erdmännchen aus dem Frankfurter Zoo nicht kommen sehen. Nach starken Regenfällen war das Erdreich im Außengehege abgesackt und hatte die Tiere lebendig unter sich begraben.

Zweieinhalb Wochen suchten die Tierpfleger nach der Erdmännchen-Familie. Der Grund der langen Suche: In den weitverzweigten Gängen des Innen- und Außengeheges musste mit großer Vorsicht viel Erdreich abgetragen werden.

Jetzt wurden die Tierchen entdeckt, zusammengekuschelt in ihrer Schlafhöhle - tot. Sie seien wohl schon in der Nacht zum 5. Oktober, an dem sie vermisst gemeldet wurden, von etwa einem halben Meter Erdreich verschüttet worden und in rund 85 Zentimeter Tiefe im Schlaf erstickt, vermutet Zoosprecherin Christine Kurrle. "Diese Tiere sind sehr pfiffig, und wir haben auch angenommen, dass sie trotz einer Betonwanne im Boden und umlaufendem Strom möglicherweise einen Weg aus der Anlage gefunden haben", so Kurrle weiter.

Der gesamte Boden der Anlage besteht aus einem Substrat, das naturnah den Lebensraum der Erdmännchen nachbilden soll. "Wir haben uns für eine Mischung aus Kies und Lehm entschieden, in dem die Tiere gut graben können. Aber das birgt auch Risiken, wenn die Anlage nicht künstlich sein soll. Leider kann das Erdreich auch einbrechen", erklärte die Zoo-Sprecherin. Wie es zu den Absenkungen im Außen- und Innengehege kommen konnte, ist noch unklar. Experten sind vor Ort und untersuchen das erst im Sommer 2011 eröffnete Gehege. Bevor wieder neue Erdmännchen einziehen können, werde es Änderungen der Anlage geben, versprach Kurrle weiter.

Erdmännchen sind für ihr ausgeprägtes Sozialverhalten und ihre Geselligkeit bekannt. Goliath und Gabriel, die betagten Erdmännchen des Frankfurter Zoos, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in einem anderen Gehege aufhielten, werden ihre Kameraden wohl schmerzlich vermissen.

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