Süddeutsche Zeitung

Unglück:Feuer frei

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Bei einer nachgestellten Schießerei in Tombstone fliegen echte Kugeln - wie konnte das passieren?

Von Sophie Burfeind

In Tombstone im US-Bundesstaat Arizona lebt der Wilde Westen schon seit Jahrzehnten weiter, nun aber doch realistischer als geplant: Bei einer der Schießereien, die dort dreimal täglich als Schauspiel zwischen falschen Cowboys und Sheriffs aufgeführt werden, sind am Sonntagnachmittag zwei Menschen angeschossen worden.

Denn Tom Carter, einer der Cowboy-Schauspieler, feuerte mit echter Munition statt mit Platzpatronen auf seinen Kollegen Ken Curtis. Der brach auf der Stelle zusammen. Eine weitere Kugel streifte eine Zuschauerin am Nacken. Die Wild-West-Show wurde sofort abgebrochen und Curtis in ein Krankenhaus in Tucson geflogen, wo die Kugel entfernt wurde. Sein Zustand ist US-Medienberichten zufolge stabil. Die nur leicht verletzte Zuschauerin verzichtete den Angaben nach auf eine Behandlung. Weitere Schießereien wurden vorerst abgesagt.

Nach Aussagen des Bezirkspolizeichefs Bob Randall ist es noch nicht geklärt, ob Carter mit Absicht eine geladene Waffe verwendete. Der Schauspieler selbst sagte, er habe keine Erklärung dafür, wie die echte Munition in seine Waffe gelangt sei. Dass Tom Carters Waffe nicht kontrolliert wurde, bevor er auf seinen Kollegen feuern konnte, habe daran gelegen, dass der Schauspieler zu spät zu seinem Auftritt gekommen sei, sagte Randall.

Die einstige Silbergräberstadt in der Wüste an der mexikanischen Grenze lockt seit Jahrzehnten Touristen mit Schießereien und Erhängungen an, die in den teils original erhaltenen und teils nachgebauten Westernkulissen nachgestellt werden. Tombstone wirbt deshalb mit dem Slogan: "The town too tough to die" (Die Stadt, die zu hart ist, um zu sterben). Die Stadt war um 1880 zudem ein Schauplatz verschiedener Schießereien - die berühmteste ist jene am 26. Oktober 1881 am O. K. Corral: Innerhalb von 30 Sekunden fielen 30 Schüsse, drei der acht Beteiligten starben. Dieses Gefecht diente mehrfach als Vorbild für Western-Filme und wird dreimal täglich im Stadtkern nachgespielt. Tombstone zählt mittlerweile nur noch 1500 Einwohner, diese sind fast ausschließlich auf den Tourismus angewiesen. Die täglichen Schießereien gehören zu den Hauptattraktionen der Stadt.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2015
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