Unfall-Video sorgt in Indien für Empörung:Autofahrer ignorieren schwerverletzte Familie

Unfall-Video sorgt in Indien für Empörung: Statt dem verzweifelten Vater und seinem vierjährigen Sohn zu helfen, fuhren die anderen Verkehrsteilnehmer einfach vorbei - jedoch nicht, ohne vorher einen Blick auf den Unfallort zu erhaschen.

Statt dem verzweifelten Vater und seinem vierjährigen Sohn zu helfen, fuhren die anderen Verkehrsteilnehmer einfach vorbei - jedoch nicht, ohne vorher einen Blick auf den Unfallort zu erhaschen.

(Foto: AFP/NDTV)

Ein Überwachungsvideo hat in Indien für Entrüstung gesorgt: Es zeigt, wie ein verletzter Mann nach einem Unfall mit seinem kleinen Sohn auf einer vielbefahrenen Straße in Jaipur steht - und vergeblich um Hilfe fleht. Was es nicht zeigt: Während die anderen Verkehrsteilnehmer ungerührt an der Unfallstelle vorbeifahren, verbluten Frau und Tochter.

In seiner schwersten Stunde ließen ihn seine Mitmenschen im Stich: Ein Überwachungsvideo aus der indischen Stadt Jaipur zeigt einen verletzten Mann, dessen Verzweiflung knapp 40 Minuten lang von den anderen Verkehrsteilnehmern ignoriert wurde. Nach der Ausstrahlung eines Ausschnitts in den Fernsehnachrichten ist nun ganz Indien über die Teilnahmslosigkeit der Passanten geschockt.

Mehreren indischen Medien und Nachrichtenagenturen zufolge sei der 28-Jährige mit seiner Frau und zwei Kindern auf dem Motorrad unterwegs gewesen, als ein zu schnell fahrender Lastkraftwagen das Vehikel rammte. Die Mutter und die erst wenige Monate alte Tochter seien dabei schwer verletzt worden, der Vater und der vier Jahre alte Sohn hingegen mit leichten Blessuren davongekommen. Auf der vielbefahreren Straße seien lediglich Pkw und Lkw erlaubt gewesen.

Der zweifache Familienvater stand sichtlich unter Schock und versuchte, die vorbeifahrenden Autos zu stoppen. Gleichzeitig versuchte er, seinen weinenden Sohn bei sich zu behalten - bis er schließlich selbst kollabierte. Medienberichten zufolge sei erst nach 40 Minuten jemand zu Hilfe gekommen - etwa 20 Minuten zu spät für Mutter und Tochter. Wie der TV-Sender IBN Live berichtete, verbluteten beide noch an der Unfallstelle.

Der Polizeichef von Jaipur mahnte die Bürger Indiens, dass sie die Pflicht hätten, Unfallopfer ins Krankenhaus zu bringen. Verkehrsexperten zufolge gäbe es in dem südasiatischen Staat nur halb so viele Verkehrstote, wenn medizinische Hilfe rechtzeitig an der Unfallstelle wäre. Mehr als 130.000 Menschen starben im Jahr 2011 im indischen Straßenverkehr, der zu den chaotischsten und gefährlichsten der Welt zählt.

In China löste 2011 ein ähnlicher Fall Bestürzung aus: Nachdem ein zweijähriges Mädchen von sogar zwei Fahrzeugen überrollt wurde, ignorierten zahlreiche Passanten das blutende Kleinkind. Der Begriff "18 Passanten" wurde in China zum Synonym für die Kaltherzigkeit und Selbstbezogenheit der heutigen Gesellschaft.Ob nach den Massenvergewaltigungen in Indien nun eine weitere Debatte zum Thema Menschlichkeit eröffnet wird, ist noch unklar.

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