Unfall mit sieben Toten:1,9 Promille

Unfall mit sechs Toten in Südtirol

Luttach trauert: Hier erfasste der Sportwagen die Fußgänger, alles deutet darauf hin, dass der Fahrer viel zu schnell unterwegs war.

(Foto: dpa)

Der Sportwagenfahrer, der in Luttach sieben junge deutsche Skiurlauber getötet hat, soll zu seinem Anwalt gesagt haben: "Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich betrunken war." Ihm drohen bis zu 18 Jahre Gefängnis.

Unten, auf dem Schotter vor dem Bretterzaun, flackern auch zwei Tage danach noch Grablichter, an einen Nagel, der aus der obersten Latte ragt, hat jemand einen Teddy gebunden, und dort hängen auch Zettel, DIN A4 in Klarsichthülle: "Wir sind fassungslos und erschüttert." Direkt hinter dem Zaun sind auf Fotos ein paar Wegweiser zu sehen - und ein Tempo-50-Schild, versehen mit Blinklichtern, die aufleuchten, wenn man schneller fährt.

Hier, im Wintersportort Luttach in Südtirol, ist in der Nacht zum Sonntag ein betrunkener 27-Jähriger mit seinem Sportwagen in eine Gruppe junger Skitouristen gerast, sechs Deutsche starben noch am Unfallort, drei Frauen, drei Männer, alle sollen unter 25 Jahre alt gewesen sein. Am Montag erlag eine weitere Frau in einem Krankenhaus in Innsbruck ihren Verletzungen. Zehn Menschen wurden verletzt, drei von ihnen schwer.

Unter den Verletzten sind zwei Südtiroler, die übrigen stammen aus Deutschland. Die Gruppe war auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gegen 1.15 Uhr nachts stiegen die jungen Leute aus einem Shuttlebus und überquerten die Hauptstraße, wie ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur erzählte. Laut Staatsanwaltschaft ist die Straße gut beleuchtet. Kurz danach soll es zum Unfall gekommen sein. Der Fahrer soll mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein. Die Schilderung des Augenzeugen deckt sich mit den Erklärungen der Behörden. Am Sonntagabend hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt: "Aufgrund der gesamten Unfalldynamik ist von einer erheblichen Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung auszugehen." Der aus der Region stammende Mann war stark betrunken, ein Atemtest ergab 1,9 Promille. Am Montag wurde er vom Krankenhaus Bruneck ins Gefängnis in die Provinzhauptstadt Bozen verlegt. "Hier wird er in den kommenden Tagen von Polizei und Staatsanwaltschaft verhört", sagte ein Polizeisprecher der Süddeutschen Zeitung. Das Unfallauto und sein Handy seien beschlagnahmt worden und würden untersucht. Dem Fahrer wird unter anderem mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen, ihm drohen wegen der Schwere des Unfalls bis zu 18 Jahre Haft, wie die Staatsanwaltschaft Bozen mitteilte.

Er war unterwegs in eben jene Disco, aus der die jungen Urlauber gerade zurückgekehrt waren

Seinem Anwalt sagte der Fahrer laut einem Bericht des Corriere della Sera, er habe sich gerade von seiner Freundin getrennt. "Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich betrunken war. Ich dachte, ich hätte gar nicht so viel getrunken." Er sei unterwegs gewesen in eben jene Disco, in der die Skiurlauber zuvor gefeiert hatten.

Angehörige reisten am Montag aus Deutschland an und hielten am Unfallort inne. Abgeschirmt von der Polizei besuchten sie auch die Unterkunft, in der die Gruppe übernachtet hatte.

In Italien hat jetzt, nach zahlreichen schweren Unfällen auch in anderen Regionen, ein Bündnis für mehr Verkehrssicherheit zu einer Demonstration aufgerufen. Die Kundgebung soll am 23. Februar in Rom stattfinden.

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