Süddeutsche Zeitung

Unfall in Lippstadt:ICE zerschmettert Traktor

Ein Schnellzug der Deutschen Bahn ist auf einem Bahnübergang in Lippstadt in einen Traktor gerast. Der Trecker wurde durch den Aufprall zweigeteilt - der Fahrer konnte sich durch einen Sprung retten. Ein prominenter Zugreisender blieb unverletzt.

Ein Unfall, so spektakulär wie glimpflich in seinem Ausgang: Ein ICE der Deutschen Bahn ist auf einem Bahnübergang im nordrhein-westfälischen Lippstadt mit einem Traktor zusammengestoßen. Der Fahrer war gerade dabei, an einem teilweise beschrankten Übergang mit dem Trecker die Schienen zu überqueren, als der Schnellzug in Richtung Paderborn heranraste. Der Mann sah den Zug kommen, rettete sich mit einem Sprung und ließ das Fahrzeug auf den Schienen stehen.

Im Zug saßen 200 Reisende, die jedoch größtenteils unverletzt blieben - nur zwei Fahrgäste klagten nach dem Unfall über Schmerzen. An Bord des ICE war auch Franz Müntefering. Der frühere SPD-Vorsitzende sei wohlauf und habe seine Reise zu einem Termin fortgesetzt, hieß es aus seinem Büro. Der 71-jährige SPD-Politiker hat Erfahrung mit brenzligen Situationen im Verkehr: Vor knapp zwei Jahren war er an Bord eines Flugzeugs, das auf dem Stuttgarter Flughafen notlanden musste.

Der Polizei bot sich am Unfallort ein wüstes Bild: Tausende Trümmerteile des Traktors waren auf Schienen und in der Nähe geparkte Autos geflogen, sein Motor lag hundert Meter entfernt auf den Gleisen.

Die Ladeschaufel des Traktors steckte in der Front des Schnellzugs, der in Richtung Paderborn unterwegs gewesen war. An Zug und Traktor entstand ein Schaden von einer halben Million Euro. Der Treckerfahrer habe unter Schock gestanden, berichteten die Beamten. Zunächst blieb deshalb unklar, wieso der Traktor es nicht rechtzeitig über die Schienen geschafft hatte. "Möglicherweise gab es eine Panne", erklärte ein Polizeisprecher.

Die Bahnstrecke zwischen Lippstadt und Paderborn blieb wegen des Unfalls zunächst gesperrt, betroffen waren zwei Nahverkehrslinien. Die Fahrgäste des Schnellzugs, der einmal am Tag von Darmstadt nach München fährt, mussten mit dem Bus weiter nach Paderborn fahren.

Der Fahrer hatte Glück im Unglück: Ähnliche Zusammenstöße waren in NRW in der Vergangenheit schlimmer ausgegangen. Als eine Regionalbahn Ende März im westfälischen Gronau in einen Mehllaster krachte, wurden 14 Menschen verletzt. In Ibbenbüren kamen im August 2010 drei Menschen ums Leben, als ein Autofahrer eine geschlossene Bahnschranke umkurvte und sein Wagen von einem Zug erfasst wurde.

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sueddeutsche.de/dpa/leja/jobr
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