Zugunglück in den USA:Verunglückter Zug war viel zu schnell

Bahnunglück in den USA

Der Passagierzug entgleiste in der Nähe der Stadt Tacoma und stürzte teilweise auf die vielbefahrene Autobahn Interstate 5.

(Foto: dpa)
  • Bei einem Zugunglück im US-Bundesstaat Washington sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt.
  • Nach Angaben der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB war der Zug mit 128 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen - 80 mehr als erlaubt.
  • US-Präsident Donald Trump führte den Unfall auf Mängel an der Infrastruktur zurück, allerdings befuhr der Zug zum ersten Mal eine neue Strecke, als er entgleiste.

Der am Montag im US-Bundesstaat Washington verunglückte Zug ist nach Angaben der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB viel zu schnell gefahren. Der Zug sei mit 128 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen, erklärte die Behörde unter Berufung auf den Zugdatenschreiber. Erlaubt sei an der Unglücksstelle eine Geschwindigkeit von 48 Stundenkilometern. Warum der Zug entgleiste, müsse aber noch untersucht werden, sagte NTSB-Aufsichtsratsmitglied Bella Dinh-Zarr.

Bei dem Zugunglück hatte es mindestens drei Tote und mehr als 100 Verletzte gegeben. Der Passagierzug war am Montag um kurz nach 7.30 Uhr Ortszeit in der Nähe der Stadt Tacoma entgleist, etwa 60 Kilometer südlich von Seattle, und teilweise auf die vielbefahrene Interstate 5 gestürzt. Dem Zugbetreiber Amtrak zufolge befanden sich etwa 80 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder an Bord.

Luftaufnahmen zeigen einen zusammengefalteten Zug, ein Waggon ist von einer Brücke auf eine Autobahn gekippt und liegt kopfüber auf dem Asphalt im morgendlichen Berufsverkehr. Autos und Lastwagen wurden getroffen. Ein zweiter Waggon hängt von der Brücke. Der Sheriff des Bezirks Pierce postete bei Twitter Fotos des Unfalls.

"Wir sind gerade durch die Stadt DuPont gefahren, es sah aus, als ob wir um eine Kurve fahren würden", sagte Chris Karnes, ein Passagier des Zuges, dem lokalen Sender KIRO 7. "Plötzlich spürten wir eine Erschütterung, es gab ein Knirschen, und dann fühlte es sich an, als ob wir einen Berg hinabstürzen würden. Die Leute haben geschrien." Die Fahrgäste hätten Zugfenster eingeschlagen, um sich aus den Waggons zu befreien. Offenbar funktionierten die Notausgänge nach der Entgleisung nicht.

US-Präsident Donald Trump nutzte das Zugunglück, um auf Twitter für Investitionen in die US-Infrastruktur zu werben. Brücken, Tunnel und Gleise seien marode. "Nicht mehr lang!", schrieb Trump. Allerdings befuhr der Zug zum ersten Mal eine neue Strecke, als er entgleiste. Einen Infrastrukturplan der US-Regierung gibt es nicht. Erst später drückte Trump den Opfern auch sein Beileid aus.

Der Zug verkehrt zwischen Seattle und Portland im US-Bundesstaat Oregon. Der Abschnitt war nach Angaben des Verkehrsministeriums des Bundesstaates Washington seit dem Jahr 2010 mit 181 Millionen Dollar ausgebaut worden, um die kurvige und langsame Strecke am Ufer des Puget Sound zu vermeiden. Er sollte Amtrak zufolge zehn Minuten Zeitersparnis bringen. Die betroffene Schnellstraße benutzen täglich etwa 60 000 Fahrzeuge.

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