Unfall im Ärmelkanal:Treibstoff-Tanker havariert

Ein Treibstoff-Tanker treibt nach der Kollision mit einem Containerschiff manövrierunfähig vor der Küste Großbritanniens.

Elf Jahre nach der Ölkatastrophe durch den Tanker Erika ist vor der französischen Atlantikküste ein Chemie-Tanker mit einem Frachtschiff zusammengestoßen. Die 13-köpfige Besatzung des Tankers, der 6000 Tonnen Lösungsmittel geladen hat, konnte per Hubschrauber gerettet werden, wie die Küstenbehörde am Freitag im bretonischen Brest mitteilte.

Treibstoff-Tanker im Ärmelkanal  havariert

Ein Treibstoff-Tanker treibt nach der Kollision mit einem Containerschiff im manövrierunfähig vor der Küste Großbritanniens.

(Foto: dpa)

Der Tanker sollte abgeschleppt werden, die Furcht vor einer neuen Umweltkatastrophe war gering. Die französischen Behörden schickten bei ruhiger See sofort Rettungskräfte und ein Schleppschiff vor Ort. "Die Lage ist nicht alarmierend, das 2008 gebaute Schiff ist unterteilt und hat einen Doppelrumpf", sagte Fregattenkapitän Marc Gander als Sprecher der Präfektur in Brest.

Der Laderaum sei bei der Kollision nicht getroffen worden. "Keinerlei Verschmutzung" sei beobachtet worden und es bestehe auch keine unmittelbare Gefahr einer Verseuchung, hob die Küstenbehörde hervor. Die genaue Ladung des Chemie-Tankers sollte noch festgestellt werden. Offenbar handelte es sich um Pyrolysebenzin, das einen hohen Benzol-Anteil hat. Benzol gilt als krebserregend und wird deshalb als Lösungsmittel in vielen Bereichen nicht mehr verwendet.

Der altersschwache Öltanker Erika war im Dezember 1999 bei einem Sturm im Golf von Biscaya auseinandergebrochen und gesunken. Durch die Havarie breitete sich ein riesiger Ölteppich an der nordwestfranzösischen Küste aus. Etwa 20.000 Tonnen Schweröl gelangten aus dem angerosteten Tankschiff ins Meer, bis zu 150.000 Seevögel verendeten. Der französische Erdölkonzern Total, der den Tanker angemietet hatte, wurde später zu einer Geldstrafe verurteilt.

Der 120 Meter lange Tanker YM Uranus stieß nun offenbar vor Sonnenaufgang rund 100 Kilometer westlich der Insel Ouessant vor der bretonischen Küste mit dem 191 Meter langen Frachtschiff Hanjin Richzad zusammen. Vermutlich wollte das Frachtschiff überholen und fuhr von hinten auf den Tanker auf. In den unter maltesischer Flagge fahrenden Tanker flossen "große Mengen Wasser", er drohte zeitweise zu sinken.

Der Tanker solle nun in die Hafenstadt Brest geschleppt werden, nachdem Experten seinen Zustand und die Fahrtüchtigkeit untersucht hätten, sagte Fregattenkapitän Gander im Sender France 3. Von der überwiegend türkischen Besatzung des Tankers wurde laut Küstenbehörde ein Mitglied leicht verletzt. Der Chemie-Tanker war auf dem Weg von Italien nach Amsterdam, das Frachtschiff unter der Flagge Panamas auf dem Weg von Las Palmas auf den spanischen Kanaren nach Rotterdam in den Niederlanden. Die äußerste Westspitze der französischen Atlantikküste passieren täglich hunderte Schiffe und Frachter vor oder nach ihrer Fahrt durch den Ärmelkanal.

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