USA:Fünf Tote nach Amokfahrt in Waukesha

Auto fährt in Menschenmenge bei Straßenparade in USA

Die Polizei untersucht den Tatort in Waukesha im US-Bundesstaat Wisconsin. Noch ist unklar, ob es ein Unfall oder ein gezielter Angriff war.

(Foto: Mike De Sisti/dpa)

In Wisconsin überfährt ein SUV Dutzende Menschen bei einer Weihnachtsparade. Mindestens 40 Menschen werden verletzt, unter ihnen wohl auch Kinder. Die Polizei nimmt eine Person fest, einen Terroranschlag schließt sie aus.

Von Thorsten Denkler und Hubert Wetzel, New York, Washington

"Comfort and Joy" lautete das Motto der diesjährigen Weihnachtsparade in Waukesha - Trost und Freude. Voriges Jahr war die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden, doch an diesem Sonntag wollten die Einwohner der Stadt im US-Bundesstaat Wisconsin wieder an der Main Street stehen und den Marschkapellen und geschmückten Autos zuwinken.

Aber es wurde kein freudiger Tag, sondern ein furchtbarer. Während die Parade am Sonntagnachmittag durch die Innenstadt von Waukesha zog, durchbrach ein Geländewagen die Absperrungen und raste mit hoher Geschwindigkeit in die Menschen, die mitmarschierten und am Rand der Straße zuschauten. Nach offiziellen Angaben wurden dabei mindestens fünf Menschen getötet. Die Zahl der Opfer könnte allerdings noch steigen - mindestens 48 weitere Personen wurden verletzt, unter ihnen zahlreiche Kinder, die an der Parade teilgenommen hatten.

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Einen Terrorakt schließen die Ermittler aber aus. Die Polizei, die zunächst nur das mutmaßliche Tatauto - einen roten Ford - sichergestellt und eine "Person von Interesse" in Gewahrsam genommen hatte, identifizierte den Festgenommenen als einen 39 Jahre alten Mann namens Darrell B. Dieser ist mehrfach wegen Gewaltdelikten vorbestraft. Berichten zufolge soll B. am Sonntag in dem Ford von einem anderen Tatort in Waukesha, an dem eine Messerstecherei stattgefunden hatte, geflohen und dabei auf die Paraderoute geraten sein.

Dan Thompson, der Polizeichef von Waukesha, sprach von einem "tragischen Vorfall" und betonte zugleich, es bestehe keine weitere Bedrohung. Die Ermittlungen liefen, betonte er. Der Täter habe allein gehandelt. Ein Teil der Paraderoute, die von weggeworfenen Rucksäcken und umgekippten Faltstühlen und Kinderwägen gesäumt war, war am Montagvormittag noch abgesperrt. Ob die festgenommene Person mit der Polizei kooperiere, sei unklar, berichtete der Nachrichtensender CNN.

Car Drives Through Holiday Parade In Waukesha, Wisconsin

Ein Geländewagen hat Absperrungen durchbrochen und mehrere Menschen gerammt.

(Foto: Getty Images/AFP)

Videos, die auf Twitter verbreitet wurden, lassen Chaos und Schrecken erahnen, die am Sonntag über Waukesha hereingebrochen waren: Auf den Bildern ist zu sehen, wie das rote SUV mehrere Mitglieder einer marschierenden Kapelle von hinten überrollt, in eine am Straßenrand stehende Menschentraube rast und dann aus dem Bild verschwindet. Auf einem anderen Video - Sekunden vor dem Ereignis - rast der Wagen nur knapp an einem auf der Straße tanzenden Kleinkind vorbei.

Auf einem weiteren Video sind auch Schüsse zu hören. Zunächst war unklar, ob diese aus dem SUV heraus abgefeuert worden waren. Die Polizei teilte jedoch später mit, dass ein Polizist auf den Wagen geschossen habe, um ihn zu stoppen. Der Wagen wurde später verlassen aufgefunden. Es seien auch Einschusslöcher gefunden worden, berichten lokale Medien.

"Eine traumatische Situation für die Stadt Waukesha"

Der Vorfall ereignete sich gegen 16.40 Uhr Ortszeit, etwa 40 Minuten nach Beginn der Parade. Zeugen beschrieben in den sozialen Netzwerken und gegenüber lokalen Medien erschreckende Szenen. Verletzte Menschen hätten auf den Boden gelegen, andere hätten geschrien. Freudenrufe hätten sich von einem Moment zum anderen zu Angstschreien gewandelt.

Eine Praktikantin der Zeitung Milwaukee Journal Sentinel, Kaylee Staral, twitterte, sie habe "mehrere verletzte Menschen am Boden" gesehen. Familien mit Kindern "rennen zu ihren Autos, um den Ort des Vorfalls zu verlassen". Zu CNN sagte sie später, dass direkt vor ihr vier Menschen bewegungslos am Boden gelegen hätten. "Ich glaube, sie haben noch geatmet. Aber sie haben sich nicht mehr bewegt."

Tony Evers, Gouverneur von Wisconsin, äußerte sich auf Twitter bestürzt und sprach von einer "sinnlosen Tat". Auch das Weiße Haus beobachte die Situation in Waukesha, berichtete der Sender ABC.

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