Unfälle - Berlin:Fünf tote Radfahrer: Maßnahmen gegen Unfälle gesucht

Berlin
Ein sogenanntes weißes Geisterrad an der Holzhauser Straße. Foto: Paul Zinken/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Nachdem der fünfte Radfahrer in diesem Jahr bei einem Verkehrsunfall in Berlin gestorben ist, will der Senat mit kurzfristigen und provisorischen Maßnahmen für mehr Sicherheit sorgen. Dazu will Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) in den nächsten Wochen Experten von den Verbänden und Interessensgruppen zusammenrufen, um nach Zwischenlösungen zu suchen, wie ein Sprecher am Montag sagte. Der in die Wege geleitete Stadtumbau dauere eben jahrelang, daher suche man nach Maßnahmen, "die kurzfristig Abhilfe schaffen".

Ein 64-jähriger Radfahrer war am Freitag auf der Kantstraße in Charlottenburg von einem Auto angefahren worden und wenig später gestorben. Der Autofahrer war beim Überholen "mit hoher Geschwindigkeit" auf der rechten Spur ins Schleudern gekommen, auf die Busspur geraten und hatte den Radfahrer von hinten gerammt.

Günther twitterte danach, es gehe weiterhin um Anstrengungen für einen Straßenverkehr ohne Tote. "Hierzu werde ich zeitnah zu einem RundenTischVerkehrssicherheit einladen, um besonders kurzfristig wirkende Maßnahmen zu erörtern."

Der Sprecher nannte als Beispiel für eine kurzfristige Maßnahme die schnelle Einführung von Tempo 30 auf der Invalidenstraße in Mitte. Eine Anwohnerinitiative hatte das nach einem Unfall mit vier toten Fußgängern gefordert. Der Unfallfahrer hatte wohl einen Anfall erlitten und war deswegen auf den Gehweg gerast. Geplant sind dort auch ein Radweg und der Umbau einer Ampelkreuzung. Autoparkplätze fallen dafür weg.

Einen Termin für ein erstes derartiges Treffen von Günther mit Radfahrer- und Fußgängerinitiativen, Vertretern der Bezirke und der Polizei gibt es noch nicht.

Im Straßenverkehr starben seit Jahresbeginn zehn Menschen: Fünf Radfahrer, drei Motorrad- oder Mopedfahrer, ein Autoinsasse und ein Fußgänger. Fünf der zehn Menschen waren Senioren.

Von den fünf Radfahrern wurden zwei von abbiegenden Lastwagen und eine Frau von einem abbiegenden Bus überfahren. Der milde Januar und Beginn des Februars könnten in diesem Winter zu mehr Radverkehr geführt haben.

Im gesamten Vorjahr starben nur sechs Radfahrer. Das war ein ungewöhnlich niedriger Wert. In den Vorjahren waren es 11, 9 und 17. Auch bei den schwer verletzten Radfahrern gab es von Januar bis Oktober 2019 einen deutlichen Rückgang um 13 Prozent auf 582. Die Zahlen für das ganze Jahr liegen noch nicht vor.

Fahrrad- und Güterverkehr-Lobbyisten präsentieren am Dienstag gemeinsame Forderungen zum Vermeiden von Abbiegeunfällen mit Lastwagen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Bundesverband Güterkraftverkehr befürchten eine Zunahme schwerer und tödlicher Abbiegeunfälle, wenn nichts unternommen wird. Denn der Rad- ebenso wie der Güterverkehr nehme zu, hieß es.

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