Süddeutsche Zeitung

UN-Studie in Asien:"Jeder vierte Mann ist ein Vergewaltiger"

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Erschreckende Daten zu sexueller Gewalt: Einer Studie zufolge hat jeder vierte Mann im Asien-Pazifik-Raum mindestens einmal eine Frau vergewaltigt. Vor allem in Beziehungen werden Frauen missbraucht.

Etwa jeder vierte Mann in der Asien-Pazifik-Region hat schon einmal seine eigene Partnerin oder eine andere Frau vergewaltigt, berichten Forscher nach zwei groß angelegten Studien dieser Art am Dienstag in der Medizin-Zeitschrift "The Lancet". Besonders hoch ist die Vergewaltigungsrate in Papua-Neuguinea. Sie entstanden im Auftrag der Vereinten Nationen. Dafür wurden insgesamt 10.100 Männer zwischen 18 und 49 Jahren in Bangladesch, Kambodscha, China, Indonesien, Papua-Neuguinea und Sri Lanka befragt. Die Männer kamen sowohl aus städtischen, als auch aus ländlichen Regionen.

Fast ein Viertel der Männer gab demnach zu, mindestens einmal eine Frau vergewaltigt zu haben. In vielen Fällen handelte es sich um Vergewaltigungen in der Partnerschaft. Aber jeder zehnte Mann gab zu, auch schon eine Frau vergewaltigt zu haben, die nicht seine Partnerin war. Fast die Hälfte der Vergewaltiger bekannte sich als Mehrfachtäter.

Die Studie ergab, dass die große Mehrheit der Männer eine Frau deshalb vergewaltigten, weil sie sich dazu berechtigt sahen. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, sie hätten dies zu ihrer Unterhaltung getan und mehr als jeder Dritte sagte, er habe die Betroffene bestrafen wollen. Dies ließe nach Angaben der Wissenschafter darauf schließen, dass die männliche Dominanz in diesen Kulturen besonders tief verankert ist.

Zusätzlich gehen die Forscher davon aus, dass gewalttätige politische Konflikte sexuelle Gewalt befördern. Dies würde die besonders eklatante Situation in Bougainville in Papua-Neuguinea erklären. So hat Papua-Neuguinea mit 80 Prozent eine der höchsten Vergewaltigungsraten. In dem Land wütete neun Jahre bis 1998 ein blutiger Bürgerkrieg. 27 Prozent der Männer sagten, sie hätten schon einmal andere Frauen als ihre Ehefrauen oder Partnerinnen vergewaltigt.

Die Wissenschaftler fordern nun umfassende Gesetzreformen und entsprechende Maßnahmen der Regierungen. Bereits im Juni meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass jede dritte Frau Opfer von körperlicher Gewalt wird. Dies war das Ergebnis einer weltweiten Studie. Auch hier geschehen viele Misshandlungen innerhalb des familiären Umfeldes.

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