UN-Kritik an Aufarbeitung von Missbrauchsfällen:Vatikan verbittet sich Einmischung in katholische Lehre

Deutliche Worte aus Genf: Der UN-Kinderrechtsausschuss fordert den Vatikan auf, Priester aus ihren Ämtern zu entfernen, sobald diese des Kindesmissbrauchs überführt sind. Noch immer stelle die katholische Kirche ihren Ruf über das Wohl der Kinder. Der Vatikan bedauert das Ergebnis, kritisiert jedoch die Einmischung.

Der UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder hat dem Vatikan die Verletzung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen vorgeworfen. "Sie verletzen die Konvention", sagte die Ausschussvorsitzende Kirsten Sandberg in Genf. Zur Begründung sagte sie, der Vatikan habe nicht genug getan, um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unterbinden.

Der Vatikan müsse angesichts Tausender Missbrauchsfälle endlich handeln. Die Kirche müsse sich von Priestern trennen, die des Kindesmissbrauchs verdächtigt oder sogar überführt wurden. Diese sollten umgehend aus ihren Ämtern entfernt und den staatlichen Behörden überstellt werden, forderte das UN-Kinderschutz-Komitee in einem Bericht.

Die Experten werfen dem Vatikan außerdem vor, Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu verweigern. Damit stelle der Vatikan den Ruf der Kirche über das Kindeswohl.

Tradition der Vertuschung

Das Komitee sei zutiefst besorgt darüber, dass der Heilige Stuhl das Ausmaß der Verbrechen nicht anerkenne und nicht die erforderlichen Maßnahmen ergreife, um solche Fälle zu verhindern und Kinder zu schützen.

Stattdessen gebe es Richtlinien und Vorgaben, die geradezu dazu führten, dass der Missbrauch weitergehe und Täter straflos blieben. Mit der Versetzung von Tätern in andere Pfarreien oder Länder versuche die Kirche, Verbrechen zu vertuschen.

Papst Franziskus hatte im Dezember angekündigt, einen Ausschuss für den Schutz der Kinder vor Missbrauch einrichten zu wollen. Der UN-Ausschuss verlangt nun, dass dieses Gremium alle Missbrauchsfälle untersucht und dabei auch die Rolle der Kirchenführung beleuchtet.

Der Vatikan hat das Ergebnis der Überprüfung der kirchlichen Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch durch die UN-Kinderrechtskommission bedauert. Der Heilige Stuhl nehme deren Schlussfolgerungen zur Kenntnis, teilte der Vatikan am Mittwoch in einer offiziellen Erklärung mit. Darin wird der Kommission zugleich der Versuch vorgeworfen, "sich in die Lehre der katholischen Kirche über die Menschenwürde und in die Ausübung der Religionsfreiheit einzumischen".

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