Manche schätzen Franziskus als politisch Schwarzen ein, weil er in Moralfragen, etwa beim Thema Abtreibung, konservative Positionen vertritt. Andere sehen in ihm einen Roten, da er die Auswüchse des Kapitalismus geißelt. Nun wird der Papst auch noch als Grüner erscheinen. Seine Umwelt-Enzyklika enthält einen beschwörenden Appell zum Schutz des Klimas, der Pflanzen und Tiere, von Boden, Wasser und Luft.
Ist Franziskus also ein Chamäleon, das seine Farbe je nach Thema wechselt, um sich anzupassen? Im Gegenteil. Dieser Papst scheut keine Konfrontation. Er hält sich auch nicht an politische Farbenlehren, sondern an die Grundsätze seiner Kirche. Seine Überzeugungen zu Moral, sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz schöpft er aus den Lehren eines Franz von Assisi, Thomas von Aquin, Papst Paul VI. oder Benedikt XVI.
Seine Konsequenz macht Franziskus unbequem
In diesem Sinne ist Franziskus gar nicht revolutionär. Aber er wendet die christliche Botschaft und katholische Lehre so konsequent auf die heutige Zeit an, dass er revolutionär wirkt. Etwa, wenn er jetzt die Wegwerfkultur verwirft und einen neuen Lebensstil fordert.
Seine Konsequenz macht Franziskus unbequem. Das schafft ihm reichlich Feinde. Sie reichen von katholischen Ultras in den USA, die am liebsten den amerikanischen Kapitalismus taufen würden, bis hin zu Strukturkonservativen im Vatikan, die zu sehr auf die Würde und zu wenig auf die Werte ihrer Kirche achten.