Süddeutsche Zeitung

Umstrittener Xavas-Song:Ermittlungen gegen Naidoo und Savas werden eingestellt

Sie singen über Ritualmorde an Kindern: Xavier Naidoo und Kool Savas' gemeinsamer Song "Wo sind" sorgte für heftige Diskussionen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Mannheim entschieden: "Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Begehung von Straftaten" lägen nicht vor.

Xavier Naidoo und Kool Savas alias Xavas bleibt nach einem umstrittenen Liedtext ein Ermittlungsverfahren erspart. Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat jetzt mitgeteilt, dass "Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Begehung von Straftaten" nicht vorlägen.

Im Text geht es in vulgärer Sprache um pädophile Morde an Kindern. Die Behörde sieht jedoch weder den Vorwurf der Volksverhetzung gerechtfertigt, noch einen Aufruf zur Gewalt.

Die Jugendorganisation der Linkspartei hatte den beiden Sängern zuvor vorgeworfen, in dem Lied "Wo sind sie jetzt" ihres Nummer-eins-Albums "Gespaltene Persönlichkeit" zu schwerer Körperverletzung aufzurufen sowie Homosexualität und Pädophilie gleichzustellen.

Die Musiker hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. In einer gemeinsamen Stellungnahme auf der Homepage des Projektes erklärte der Rapper Savas: "Ich möchte klarstellen, dass es nie die Absicht unseres Liedes war, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen oder zur Gewalt gegen Menschen aufzurufen."

"Ich stehe mit der katholischen Kirche auf Kriegsfuß"

Naidoo betonte: "Ich stehe, seit ich denken kann, mit der katholischen Kirche auf Kriegsfuß, weil sie Schwule, Lesben und Transsexuelle nicht respektiert und akzeptiert. Diese Haltung ist völlig inakzeptabel, und wer gegen diese Menschen Verachtung und Hass aufbringt, der hat Jesus nicht verstanden."

Mit sanften Hits wie "Dieser Weg" feierte Naidoo Erfolge und verweist in seiner Erklärung zu dem Stück auch darauf, dass er als Kind selbst in die Hände eines Pädophilen geraten sei. Als Achtjähriger sei er vom Gärtner seiner Tante missbraucht worden. "Wenn ich in meinem Leben eines erreichen möchte, dann, dass nie wieder Kinder auf diese furchtbare Weise ums Leben kommen."

In dem Lied, das als "Hidden Track" auf der CD "Gespaltene Persönlichkeit" versteckt ist - es erscheint also nicht auf der Songliste -, fallen Sätze wie "Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würde ich euch töten." Darin könne man aber keine Aufforderung an Dritte zur Gewalt sehen, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Dazu kommen vulgäre Passagen, die als schwulenfeindlich kritisiert werden, weil dort angeblich Homosexuelle mit Pädophilen gleichgesetzt werden. Die Staatsanwaltschaft sieht unter Berücksichtigung der Meinungs- und Kunstfreiheit aber keinen Anfangsverdacht auf Volksverhetzung. Neben der Jugendorganisation der Partei Die Linke hatten auch die Linksjugend Solid sowie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Anzeige erstattet.

LSVD-Geschäftsführer Klaus Jetz sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Eine Entschuldigung ist schön und gut, aber wenn sie sie ehrlich meinen, muss es auch Konsequenzen haben." Die Musiker müssten den Song zurücknehmen, forderte er.

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