Spielzeug:Father Christmas, bitte bring mir eine Furzkanone

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Die Kanone hat mit ihren Nebel-Furzringen eine Reichweite von 1,8 Metern und verfügt über 15 Geräusche und zwei Geruchsrichtungen, eine davon: Banane. (Foto: James Manning/picture alliance / empics)

Der Top-Weihnachtswunsch britischer Kinder ist in diesem Jahr der „Ultimate Fart Blaster“ mit Geräusch- und Geruchseffekten. Kein Wunder, denn Flatulenzhumor hat eine lange Tradition, bis hinauf ins Königshaus.

Von Alexander Menden

In jeder Vorweihnachtssaison gibt es ja ein Must-have-Spielzeug, das alle Kinder auf ihre Wunschliste schreiben und für das die Eltern sich dann tagelang in Online-Warteschlangen anstellen oder um das sie sich in Spielzeugläden prügeln. In Großbritannien ist dieses Kinder-Accessoire des Jahres der sogenannte „Ultimate Fart Blaster“. Es findet sich auf der Liste der „20 begehrtesten Spielzeuge“, die alljährlich vom Interessenverband der britischen Spielzeughändler herausgegeben wird.

Das Gerät, das im vierten Teil der Animationsfilmserie „Ich – einfach unverbesserlich“ vom Erfinder Dr. Nefario gebaut wird, ist Teil des Spielzeug-Merchandising-Katalogs aus der Minion-Welt. Laut Werbung handelt es sich um „die neueste Entwicklung der Furz-Technologie“. Die an eine Mischung aus Maschinenpistole und Megafon erinnernde Vorrichtung schießt „echte Furzringe“, macht „15 Furzgeräusche“ und verströmt „echte Gerüche“, die als „echt stinkiger Spielspaß“ angepriesen werden.

Warum diese Vorrichtung, die es auf der ganzen Welt zu kaufen gibt, ausgerechnet in Großbritannien so gut anzukommen scheint, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Furzhumor hat auf der Insel jedenfalls eine lange Tradition.

Ein Hofnarr namens „Roland the Farter“

Schon König Heinrich II. hielt sich im zwölften Jahrhundert einen Hofnarren namens „Roland the Farter“, der dem Monarchen zu jedem Weihnachtsfest dessen Lieblingstrick vorführte: einen Sprung, einen Pfiff und einen Furz, alles im gleichen Moment vollzogen. Dafür bekam Roland der Furzer ein stattliches Anwesen in der Grafschaft Suffolk geschenkt. Auch in der Literatur hat der britische Flatulenzhumor bereits früh seine Spuren hinterlassen. In Geoffrey Chaucers „Canterbury Tales“ aus dem 14. Jahrhundert etwa furzt ein Kranker, dem ein korrupter Mönch eine Spende herausleiern will, diesem stattdessen in die ausgestreckte Hand.

Besonders britische Kinderbücher spielen gerne mit dem grenzüberschreitenden Element, das die Autoren in Blähungen zu erkennen meinen. Roald Dahls „großer freundlicher Riese“ (The BFG) etwa tut bei jeder sich passenden und unpassenden Gelegenheit (etwa während eines Besuchs bei der Königin von England) das, was er als „whizzpopping“ bezeichnet. In jüngerer Vergangenheit hat sich vor allem der Komiker und Kinderbuchautor David Walliams hervorgetan, bei dem keine Erzählung ohne Blähwitz auskommt – in seinem Buch „Das Eismonster“ gibt es fast auf jeder Seite einen.

Deutschland und die „Flachspülertoilette“

All das sagt vielleicht mehr über die Obsessionen erwachsener Briten als die ihrer Kinder aus. In einer Gesellschaft, in der höfliche Verhaltung zum guten Ton gehört, ist rektaler Kontrollverlust nun mal besonders komisch.

Dabei glauben die Briten wiederum, kein Volk sei mehr von Verdauung besessen als die Deutschen. Das hängt vor allem mit der deutschen „Flachspülertoilette“ mit eingebauter Stufe zusammen, die den Deutschen aus britischer Sicht zur stolzen Begutachtung der eigenen Notdurft vor dem Runterspülen dient. Angesichts des Erfolgs von Büchern wie „Darm mit Charme“ dürfte auch an diesem Klischee was dran sein.

Für weniger zum Flatulenzhumor neigende Eltern hält die britische Must-have-Liste übrigens unter anderem auch noch ein Lego-Rennauto, einen Plüschaffen und ein interaktives Einhorn bereit. Von denen hat keins eine Furzfunktion.

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