Ulm:Student erschießt Eltern und Großmutter

Der 20-Jährige hat seine Verwandten im Schlaf getötet und ist seitdem verschwunden. An der Ulmer Universität beschaffte er sich hochgiftiges Zyankali - in einem Abschiedsbrief hatte er seinen Selbstmord angekündigt.

Die Suche konzentriere sich nach wie vor auf das Universitätsgelände in Ulm, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Der Gebäudekomplex selbst, in dem der Mann mehrere Gramm hochgiftiges Zyankali geraubt hatte, wurde ohne Erfolg von mehr als 300 Einsatzkräften durchsucht. Der Lehrbetrieb konnte wieder aufgenommen werden.

Der Mann hatte laut Polizei am frühen Montagmorgen seine Eltern und seine Großmutter im baden-württembergischen Erbach erschossen.

Selbstmord im Abschiedsbrief angekündigt

Anschließend hatte sich seine Spur verloren, bis er wenige Stunden später an der Universität Ulm mit Waffengewalt das Gift raubte, wahrscheinlich um sich umzubringen. In seinem Wagen, der an der Universität gefunden wurde, lag ein Abschiedsbrief, in dem der ehemalige Chemiestudent die Taten gestand und einen Selbstmord ankündigte.

Die Gefahr, dass er das Pulver ins Trinkwasser einspeist und damit auch andere Menschen gefährde, sei eher gering. Eine Dosis von 50 Milligramm Zyankali wirkt bei einem erwachsenen Menschen tödlich.

Zu einem möglichen Motiv für die Bluttat äußerte er sich in dem Schreiben nicht. Nach Angaben der Ermittler kann der Lehrbetrieb an der Universität wieder aufgenommen werden.

Wahrscheinlich erschoss der 20-Jährige zunächst seinen 64 Jahre alten Vater und die sieben Jahre jüngere Mutter, die aus Korea stammt, in der gemeinsamen Wohnung im Schlaf. Anschließend brachte er seine in einem nahe gelegenen Altenheim wohnende 92 Jahre alte Großmutter mit mehreren Schüssen um.

Unklares Tatmotiv

Die Ermittler rätseln noch über das Tatmotiv. Ob der Bruder des Mannes ebenfalls gefährdet ist, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Bisher war der Täter unauffällig und der Polizei nicht aufgefallen. Wegen psychischer Probleme war er in fachärztlicher Behandlung.

Sein Studium hatte er im Frühjahr dieses Jahres abgebrochen und war seitdem ohne Arbeit. In seiner Freizeit beschäftigte er sich anscheinend mit Waffen. In seinem Zimmer im Haus der Eltern fanden die Ermittler Waffenteile und -Kataloge. Eine Waffenbesitzkarte oder gar einen Waffenschein hatte der 20-Jährige ebenso wenig wie andere Familienmitglieder.

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