Süddeutsche Zeitung

Überraschung vor Gericht:Kachelmann präsentiert weiteren Verteidiger

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Drei sind offenbar nicht genug: Der angeklagte Jörg Kachelmann setzt dem Gericht einen weiteren Verteidiger vor - pünktlich zur Vernehmung des Therapeuten des mutmaßlichen Kachelmann-Opfers.

Der wegen Vergewaltigung angeklagte Wettermoderator Jörg Kachelmann hat einen weiteren Verteidiger zum Landgericht Mannheim mitgebracht. Überraschend wurde am 24. Verhandlungstag Mathias Mailänder, offenbar ein Kollege aus der Hamburger Kanzlei von Kachelmanns Hauptverteidiger Johann Schwenn, präsentiert. Ob Mailänder den gesamten weiteren Prozess begleiten wird, war zunächst unklar.

Der 52-jährige Angeklagte hatte im November überraschend seinen Hauptverteidiger gewechselt. Statt des Kölner Anwalts Reinhard Birkenstock wurde Schwenn aus Hamburg verpflichtet. Neben Schwenn ist Andrea Combé aus Heidelberg von Beginn an Pflichtverteidigerin in dem Strafprozess. Zudem wird Kachelmann von dem Kölner Anwalt Ralf Höcker in Medienfragen beraten.

Vor wenigen Tagen sorgte Kachelmann mit einem Comeback im Schweizer Radio für Schlagzeilen. Beim Lokalsender Radio Basel moderierte Kachelmann zum ersten Mal seit seiner Verhaftung im vergangenen März wieder das Wetter. Kachelmann steht bei dem Sender seit eineinhalb Jahren unter Vertrag. Dessen Chefredakteur Christian Heeb ist nach eigenen Angaben mit Kachelmann befreundet, berichtete das Onlineportal Blick.ch.

Indes wurde der Prozess mit der Befragung des Heidelberger Psychotherapeuten Günter Seidler fortgesetzt. Seidler ist der Therapeut der Ex-Geliebten von Jörg Kachelmann. Die 37-Jährige beschuldigt den Moderator, sie vergewaltigt und dabei mit einem Messer bedroht zu haben.

Therapeut als "Scharlatan" verunglimpft

Das Landgericht Mannheim schloss für die Befragung Seidlers die Öffentlichkeit von der Verhandlung aus. Seidler wird vermutlich vor allem zu seiner These Auskunft geben müssen, dass die Erinnerungslücken des mutmaßlichen Opfers an die angezeigte Tat auf eine Traumatisierung zurückzuführen seien. Ein seelisches Trauma mit möglichen Erinnerungslücken kann unter anderem durch besonders belastende und einscheidende Erlebnisse verursacht werden. Diese Erklärung für die lückenhaften Angaben der Frau ist zwischen Anklage und Verteidigung umstritten.

Kachelmanns Hauptverteidiger Schwenn hatte den Psychotherapeuten bei einer Befragung Anfang Dezember als "Scharlatan" bezeichnet und Unterlagen von ihm beschlagnahmen lassen.

Jörg Kachelmann muss sich seit dem 6. September 2010 vor der 5. Großen Strafkammer wegen Vergewaltigung und Körperverletzung verantworten. Er selbst bestreitet die Tat. Die Verteidigung sieht Rache als Motiv der langjährigen Freundin, Kachelmann zu beschuldigen.

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