Einmal in seinem Leben hat er tatsächlich auch die Uniform getragen, bei einer kleinen Rundfahrt mit Motorradpolizisten. Polizeipräsidenten sind in Nordrhein-Westfalen politische Beamte, und Wolfgang Albers ist ein verdienter Sozialdemokrat. Ein Mann, der in Ämtern und Verwaltungen Karriere gemacht hat, nicht im Streifendienst und in den Revieren.
Das Vertrauen der Polizisten müssen sich die Präsidenten hier erst erarbeiten. Bei Albers war in den vergangenen Tagen deutlich geworden, dass er es nicht mehr besitzt. Auch wenn die Erkenntnis bei ihm lange nicht durchdringen konnte. "Ich bin hier bei meiner Polizei", hatte er in den vergangenen Tagen zu Rücktrittsforderungen gesagt. Die Polizei wollte aber nicht mehr bei ihm sein. Am Freitag teilte ihm Innenminister Ralf Jäger die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand mit.
Startschuss zu einer Reihe von Rücktrittsforderungen
Jäger hatte sehr lange an Albers festgehalten, den er vor fünf Jahren selbst ins Amt geholt hatte. Zum Schluss ging es nicht mehr anders. "Die Kölner Polizistinnen und Polizisten fühlen sich von ihrer Polizeiführung mittlerweile im Stich gelassen", hatte Arnold Plickert am Morgen gesagt, er ist der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Es war nur der Startschuss zu einer ganzen Reihe von Rücktrittsforderungen, die direkt oder indirekt den ganzen Tag über verbreitet wurden.
Albers hat in den Tagen nach Silvester einen so desaströsen Eindruck hinterlassen, dass sich keinerlei Gründe mehr fanden, ihn noch im Amt zu belassen. Außer, dass eine Entlassung so kurz vor dem Großereignis Karneval eine heikle Sache ist. Andererseits legt seine bisherige Amtsbilanz auch nahe, dass Großereignisse unter seiner Führung ein noch viel größeres Risiko sein können. Vor einem Jahr wurde die Kölner Polizei von 5000 Hooligans überrannt - Albers lobte hinterher den Einsatz, als sollte er auch in die Lehrbücher aufgenommen werden. Nach Silvester verschickte seine Behörde eine Pressemitteilung, die berichtete, dass sich "die Einsatzlage entspannt" gestaltet habe. Ein "Fehler", wie Albers am Dienstag zugab. Und gleich die nächsten Fehler machte. Die Polizei habe erst kurz vor ein Uhr von den sexuellen Übergriffen erfahren, sagte er. Ansonsten sei der Einsatz wieder "mustergültig" verlaufen. Erkenntnisse über Täter lägen leider gar keine vor.
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Sollten die Urteile gegen die Täter von Köln nicht hart genug ausfallen, müsse man über eine Gesetzesänderung nachdenken, fordert die Bundeskanzlerin.
Die Stimmung kippte, Beamte fingen an zu erzählen
Spätestens jetzt kippte die Stimmung bei den Beamten, vor allem bei jenen, die an dem Abend dabei waren und die sich nun vorkommen mussten wie Tölpel, die nicht gemerkt hatten, dass um sie herum der Mob tobte, Frauen sexuell angegriffen wurden. Seitdem vergingen kaum ein paar Stunden, in denen nicht interne Berichte ans Licht kamen, die ein völlig anderes Licht auf den Einsatz warfen, als der Polizeipräsident es schilderte.
Die Beamten erzählen in offiziellen und inoffiziellen Berichten, dass die Lage bereits am frühen Abend außer Kontrolle geraten war. Vor allem aber erzählen sie, dass auch viele Flüchtlinge unter denen waren, die in der Nacht in Zusammenhang mit den Vorkommnissen kontrolliert worden waren. Dazu lägen ihm keine Erkenntnisse vor, hatte Albers noch am Dienstag gesagt.
Er und Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatten eigentlich die Strategie, gar nichts mehr zur Silvesternacht zu sagen, "aus Respekt vor dem Parlament". Am Montag soll dem Landtag der Bericht der Kölner Polizei vorgestellt werden, mit einer Bewertung des Innenministers. Letztlich ging es Albers und Jäger aber nicht nur um den Respekt vor dem Landtag, sondern auch um die Angst um den eigenen Job. Lieber nichts mehr sagen als etwas falsches.
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Es war richtig, Polizeipräsident Albers in den Ruhestand zu schicken. Er hat massive Fehler gemacht und ist wichtige Antworten schuldig geblieben.
Mittlerweile ist ihnen aber die Kontrolle über die Kölner Polizei völlig entglitten. Ermittlungsergebnisse und Beweisstücke werden von Beamten mit dem Handy fotografiert und an die Öffentlichkeit gegeben. Ohne dass ihr Dienstherr Jäger irgendetwas dagegen tun könnte.
Ein letzter Versuch den Ruf zu retten
Albers wurde zudem vorgeworfen, in den ersten Lageberichten bewusst die Nationalität von Männern unterschlagen zu haben, deren Personalien im Bahnhof festgestellt worden waren. Dabei waren viele Flüchtlinge. Am Freitag unterbrach Albers deshalb seine selbstgewählte Aussagesperre. "Ich habe immer wieder verdeutlicht, dass sich viele der von diesen Maßnahmen Betroffenen mit vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ausgestellten Dokumenten auswiesen", teilte er mit.
Es war ein letzter Versuch, sich oder zumindest seinen Ruf zu retten. Was wieder misslang. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte am Freitag, sie könne diese Informationspolitik nicht hinnehmen, das Vertrauensverhältnis zur Kölner Polizei sei "erheblich erschüttert". Es war das Signal an Jäger, dass es nicht mehr weitergehen kann mit Albers.