Süddeutsche Zeitung

Überfälle auf Medienhäuser:Mutmaßlicher Schütze von Paris ist gefasst

Der Mann, der in der Redaktion der Pariser Zeitung "Libération" um sich geschossen hatte, ist nach Polizeiangaben festgenommen worden. Ein DNA-Test bestätigte den Ermittlern zufolge, dass es sich nicht nur um den gesuchten Schützen handelt, sondern auch um einen alten Bekannten der Polizei.

Er überfiel zwei französische Medienhäuser - nun ist der Attentäter von Paris offenbar gefasst. Die Ermittler erklärten, es handele sich um einen 48-Jährigen, der nach einem offenbar gescheiterten Selbstmordversuch festgenommen wurde. Der Mann steht im Verdacht, in den vergangenen Tagen unter anderem zwei Medienhäuser angegriffen und einen Menschen durch Schüsse schwer verletzt zu haben.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft überführte ein DNA-Test den am Mittwochabend festgenommenen Verdächtigen als mutmaßlichen Täter. Die Behörden identifizierten den Mann als Abdelhakim D., der der Polizei bereits seit Jahren bekannt ist. "Es handelt sich um den Schützen", hieß es von Seiten der Ermittler.

Der Mann war nach dem Hinweis eines Augenzeugen in einem Parkhaus im westlichen Pariser Vorort Bois-Colombes aufgespürt worden. Er befand sich demnach in einem "halbwachen Zustand", der wahrscheinlich auf eine Überdosis Medikamente zurückzuführen sei. "Alles deutet darauf hin, dass er versucht hat, sich das Leben zu nehmen", sagte Innenminister Manuel Valls bei einer nächtlichen Pressekonferenz. Der Verdächtige konnte zunächst nicht vernommen werden und wurde in ein Pariser Krankenhaus gebracht.

Vorausgegangen war eine mehrtägige Großfahndung der französischen Polizei. Der Schütze hatte am Montag im Gebäude der Zeitung Libération und im Geschäftsviertel La Défense um sich geschossen und einen Autofahrer als Geisel genommen. Durch die Schüsse im "Libération"-Gebäude war ein 23-jähriger Foto-Assistent schwer verletzt worden.

Verbindung zu Kriminalfall aus den Neunzigern

Bereits am Freitag hatte der Mann beim Nachrichtensender BFMTV einen Redakteur bedroht. Sein Motiv war zunächst nicht bekannt. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Informationen des Nachrichtensenders BFMTV um einen 48 Jahre alten Mann, der zumindest früher einer anarchistischen Gruppe angehörte. Er war bereits in den neunziger Jahren in dem Kriminalfall Florence Rey zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Der Fall hatte Frankreich 1994 erschüttert. Die Studentin Rey hatte damals zusammen mit ihrem Freund eine Polizeiwache überfallen, um sich Waffen für einen Bankraub zu beschaffen. Bei einer Verfolgungsjagd wurden drei Polizisten, ein Taxifahrer und ihr Freund getötet. Der jetzt festgenommene, mutmaßliche Attentäter wurde vier Jahre später zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er dem Pärchen ein Gewehr beschafft hatte. Unmittelbar nach der Verurteilung kam er frei, da er die Strafe bereits durch die Untersuchungshaft abgesessen hatte.

Die Polizei hatte seit Montag mit einem Großaufgebot und mehreren Fotos von Überwachungskameras nach dem Mann gefahndet. Weil dem Täter weitere Überfalle zugetraut wurden, bewachten Sicherheitskräfte den Zugang zu großen Medienhäusern in Paris. Zeugen der Überfälle hatten den Täter als ruhig und sehr entschlossen wirkend beschrieben. Zum Fahndungserfolg führte der Hinweis eines Mannes, bei dem der Attentäter zuletzt wohnte. Ihm gegenüber soll der mutmaßliche Täter gesagt haben: "Ich habe eine Dummheit gemacht."

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SZ.de/dpa/AFP/fran/kfu/gal
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