Herbert Kickl in der Wiener Hofburg:Türklinke auf Augenhöhe

Nicht für jedermann einfach zu drücken: die Klinke der berühmten Tapetentür in der Wiener Hofburg. (Foto: Joe Klamar/AFP)

Die Baubeschlag-Norm 18255 sieht für Türgriffe eine Höhe von 105 Zentimetern vor. In der Wiener Hofburg aber sind sie besonders hoch angebracht. Was es damit auf sich hat.

Von Martin Zips

Für den leichten Sprung der Schlossfalle aus dem Schließblech ist die Höhe einer Türklinke nicht unentscheidend. Repräsentative historische Klinken, wie sie zum Beispiel in der Wiener Hofburg zu finden sind, werden oft deutlich höher angebracht als die sonst üblichen 105 Zentimeter, welche die Baubeschlag-Norm 18255 vorsieht. Höhere Klinken sollen bei ihren Benutzern ein Gefühl von Untertänigkeit auslösen und Demut, Bescheidenheit und Respekt vor dem Amt des Hausbesitzers fördern. Schlecht, wenn sie nicht gut austariert sind oder klemmen.

Als der österreichische FPÖ-Rechtspopulist Herbert Kickl am Dreikönigstag aus dem etwa einstündigen Gespräch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen zurückkehrte, befand sich die Türklinke, die er zu betätigen hatte, exakt auf seiner Augenlinie. Leider ist nach Meinung internationaler Beobachter bisher nicht davon auszugehen, dass die kaiserliche Höhe von Dorn und Drückernuss bei ihrem Benutzer zu mehr Demut führen könnte. Führt sie eher zu Trotz? Imperiale Architektur mag ja beeindruckend sein, besonders benutzerfreundlich ist sie meist nicht.

Und doch darf man an dieser Stelle von großem Glück sprechen, dass bisher kein einziger Fall bekannt ist, wonach sich ein Gesprächspartner Van der Bellens an die Klinke von dessen Tapetentür hätte hängen müssen, um diese zu öffnen. Drücken reichte bisher immer aus. Das dürfte – mit seltenen Ausnahmen – zu einer besonderen Bewusstwerdung der Verantwortung beigetragen haben, welche man als Politiker in diesen hetzerischen Zeiten gegenüber der volatilen Wählerschaft, seinem Land sowie dem friedlichen Miteinander aller besitzt.

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