Süddeutsche Zeitung

Türkei:Fähre gestürmt, Geiselnehmer erschossen

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Die gekaperte türkische Fähre "Kartepe" ist wieder frei: Sicherheitskräfte haben das Schiff am frühen Morgen gestürmt. Besatzung und Passagiere blieben unverletzt, der Geiselnehmer wurde bei der Kommandoaktion erschossen.

Sicherheitskräfte haben am frühen Morgen eine im Marmara-Meer gekaperte Fähre gestürmt und die mehr als 20 Menschen an Bord nach zwölf Stunden Geiselhaft befreit. Der Entführer sei dabei getötet worden, teilte der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu mit. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt.

Die Behörden vermuteten zunächst die kurdische Extremistenorganisation PKK hinter der Tat. Kurz nach der Entführung war zunächst von bis zu fünf Geiselnehmern die Rede.

Besatzung und Passagiere waren nach ersten Angaben unverletzt. Der getötete Geiselnehmer habe offenbar Sprengstoff bei sich getragen, sagte Gouverneur Mutlu. Der zwischen 28 und 30 Jahre alte Mann habe einen Mechanismus mit einem Druckknopf und Kabeln am Körper getragen, der noch von Sprengstoffexperten untersucht werde. "Es ist klar dass der Täter Mitglied einer Terrorgruppe war", sagte Mutlu. Seine Identität werde noch geprüft.

Verkehrsminister Binali Yildirim hatte zuvor davon gesprochen, dass eine Gruppe der PKK hinter der Tat stecke. Die für bis zu 400 Passagiere ausgelegte Fähre "Kartepe" war am Freitagabend auf der Strecke zwischen Izmit und Karamursel im Nordwesten der Türkei entführt worden. Sie hatte 18 Fahrgäste und sechs Besatzungsmitglieder an Bord.

Schiffe der Küstenwache mit Spezialeinheiten und ein Hubschrauber folgten der Fähre, bis ihr der Treibstoff ausging und sie etwa 50 Kilometer westlich vor Istanbul vor Anker ging. Dort schlugen die Sicherheitskräfte am frühen Morgen dann zu. "Kurz nach Beginn des Einsatzes wurde das Schiff gestürmt und der Entführer getötet", sagte Mutlu. Die sorgfältig geplante Kommandoaktion sei von Marinesoldaten und Spezialkräften der Polizei ausgeführt worden, sagte Mutlu. Die Operation habe in der Bucht von Silivri stattgefunden, einer Stadt westlich von Istanbul.

Konkrete Forderungen stellte der Täter der Regierung zufolge nicht. Dem Fernsehsender CNN Türk zufolge hielten die Behörden es für möglich, dass er die Fähre zur Insel Imrali steuern wollte, wo PKK-Chef Abdullah Öcalan seit 1999 inhaftiert ist. Zuletzt hatte die Armee nach mehreren PKK-Anschlägen eine neue Offensive gegen die Separatisten gestartet. Die PKK kämpft seit 1984 in der Türkei für einen eigenen Staat. Dabei wurden mehr als 40.000 Menschen getötet. Die EU, die USA und die Türkei stufen die PKK als Terror-Organisation ein. Aber auch Islamisten und Linksextremisten verüben in der Türkei immer wieder Anschläge.

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