Türkei: Frauen in Villa gesperrt:Nackt im falschen Fernsehen

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Sie wollten die Stars einer neuen "Big Brother"-Staffel werden und endeten als Gefangene: Nach zwei Monaten hat die Polizei in Istanbul neun Frauen aus der Villa einer angeblichen TV-Show befreit.

Sie wollten ins Fernsehen und endeten leicht bekleidet auf Computerbildschirmen und Handy-Displays. Die türkische Polizei hat neun junge Frauen befreit, die als vermeintliche Kandidatinnen für eine Fernsehsendung zwei Monate lang in einer Villa in Istanbul festgehalten wurden. Ihnen war laut Medienberichten vorgegaukelt worden, sie seien Teilnehmerinnen einer Reality-TV-Show im Stil von "Big Brother". Stattdessen tauchten Bilder der Frauen im Internet auf.

In diesem angeblichen "Big Brother"-Haus wurden die neun Frauen in Istanbul festgehalten. (Foto: Foto: AP)

Besucher der Website wurden aufgefordert, sich über ihre Handynummer zu registrieren. Sie bekamen Fotos und Videos der Frauen im Bikini, in Shorts oder Miniröcken zu sehen, und sollten über ihre Favoritin abstimmen. Zudem wurden Nacktvideos im Internet verkauft. Die Nachrichtenagentur Dogan und die Zeitung HaberTürk berichteten, die Frauen hätten den Betrug bald bemerkt, seien aber mit Drohungen am Verlassen der Villa gehindert worden.

Laut Dogan hatten die Frauen einen Vertrag unterschrieben, der jeglichen Kontakt zur Außenwelt untersagte und für ein Ausscheiden aus der angeblichen Show vor Ablauf von zwei Monaten eine Strafe von 50.000 Lira (23.000 Euro) vorsah. Außerdem sollen sie geschlagen worden sein.

Ein Anwalt des Unternehmens, das die Bilder im Internet vermarktete, wies die Vorwürfe zurück. Niemand sei gegen seinen Willen festgehalten worden, sagte Hilmi Tufan Cakir. Die Frauen seien darüber informiert gewesen, dass die Aufnahmen live im Internet veröffentlicht würden. Die Kandidatinnen hätten sich offenbar gelangweilt, und eine von ihnen habe schließlich ihre Mutter angerufen und damit die Polizeiaktion ausgelöst. Die Eltern der 16-Jährigen gingen zur Polizei. Am Montag wurde die Villa von den Einsatzkräften geräumt. Zuvor hörten die eintreffenden Beamten bereits Hilferufe aus dem Haus.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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