Süddeutsche Zeitung

Tsunami im Südpazifik:Zehn Meter hohe Wellen wogen an Salomonen

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Ein massives Beben hat die Inselgruppe erschüttert und hohe Flutwellen ausgelöst. Mehrere Menschen starben oder werden vermisst. Einige Dörfer wurden komplett zerstört.

"Dies sind schwere Zeiten für unsere Nation", sagte Premier Manasseh Sogavare in einer Fernsehansprache. "Ich fordere alle Behörden auf, die Hilfe für die Menschen zur höchsten Priorität zu machen."

Nach jüngsten Angaben sind mindestens 15 Menschen bei dem Tsunami ums Leben gekommen. Mehrere Inseln im Westen des Archipels seien bis zu 500 Meter weit überschwemmt worden. Dort leben viele der bitterarmen Einwohner in Strohhütten.

60 Häuser wurden nach ersten Berichten zerstört, darunter Betonbauten, sagte Regierungssprecher Alfred Maesulia dem US-Sender CNN. Er schätzte die Schäden auf mehrere Millionen Dollar.

Nach Angaben von Charles Stennett, einem Reporter des salomonischen Rundfunks, sind die Schäden in der Provinzhauptstadt Gizo erheblich. Mehr als fünf Meter hohe Wellen hätten die Stadt überschwemmt. Das Krankenhaus habe evakuiert werden müssen.

Eine katholische Kirche sei durch den Erdstoß bis in das Fundament in zwei Teile gespalten worden. Niedrig gelegene Stadtteile stehen nach Angaben der Polizei völlig unter Wasser.

"Wir konnten das Beben spüren"

Der Flughafen von Gizo wurde überschwemmt und geschlossen. "Viele Menschen sitzen einfach auf der Straße und warten ab", sagte Kerrie Kennedy, die in Gizo ein Tauchzentrum betreibt, der australischen Nachrichtenagentur AAP.

In Gizo gibt es auch eine Reihe von Hotels. Es seien aber in der Regel nur wenige ausländische Touristen dort, sagte der deutsche Honorarkonsul Gerald Stenzel. Die meisten kämen aus Australien zum Tauchen.

Auch die Ortschaften Noro und Munda in der Nähe seien getroffen, berichtete das Büro des Premierministers. Die Hafenanlagen von Noro seien schwer beschädigt.

An der australischen Ostküste wurden aus Sorge vor einer Flutwelle sämtliche Strände vorübergehend gesperrt. Die Behörden in Queensland gaben aber inzwischen Entwarnung.

Die Telefonverbindungen in die betroffenen Gebiete des Salomonen-Archipels waren am Montag tot. Deshalb war es zunächst schwierig, einen Überblick über Opfer und Schäden zu gewinnen.

"Wir konnten das Beben spüren", sagte die Frau des Konsuls, Sunita Stenzel, in der Hauptstadt Honiara. "Ich habe aber schon schlimmere erlebt." Die westlichen Inseln sind etwa 300 Kilometer entfernt.

Kennedy in Gizo

Nach Angaben von Honorarkonsul Stenzel lebt nur eine Hand voll Deutscher unter den 450.000 Einwohnern des Inselreichs. Das Tsunami-Warnzentrum in Hawaii hatte nach dem Erdstoß um 22.39 Uhr MESZ Tsunamiwarnungen für den ganzen Südpazifikraum herausgegeben. Berichten zu Folge hatte das Beben eine Stärke von 8,0 auf der Richterskala.

Ein zweites Beben rund acht Minuten später erreichte eine Stärke von 6,7. Mindestens sechs Nachbeben folgten nach Messungen der US-Geologiebehörde USGS. Das Epizentrum lag etwa 350 Kilometer nordwestlich von Honiara.

Gizo wurde geschichtlich durch einen später berühmten Gast bekannt: US-Präsident John F. Kennedy. Dessen Torpedoboot wurde während des Zweiten Weltkriegs in der Nähe der Inseln von einem japanischen Zerstörer getroffen. Kennedy schwamm in der Nähe von Gizo an Land.

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AFP
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