Tschechien:Mann erschießt sechs Menschen in Krankenhaus

  • In einem Krankenhaus im tschechischen Ostrava hat ein Mann sechs Menschen erschossen.
  • Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter stellen, woraufhin sich dieser selbst tötete.

Von Viktoria Großmann

In einem Krankenhaus in der tschechischen Stadt Ostrava hat ein Mann sechs Menschen erschossen und drei weitere verletzt, zwei davon schwer. Die Tat ereignete sich um etwa sieben Uhr morgens in der traumatologischen Ambulanz der Universitätsklinik. Der Tatverdächtige tötete sich mit einem Kopfschuss selbst. Das bestätigte Innenminister Jan Hamáček im tschechischen Fernsehen.

Gesundheitsminister Adam Vojtěch sprach von einer "großen Tragödie". Ministerpräsident Andrej Babiš sagte eine Reise nach Estland ab und ist auf dem Weg zum Tatort. Der Schütze habe in einem Warteraum der Universitätsklinik das Feuer auf Patienten eröffnet und "aus nächster Nähe auf den Kopf oder Hals" seiner Opfer gezielt. Er benutzte offenbar eine kurze Handfeuerwaffe. Getötet wurden dem tschechischen Rundfunk zufolge vier Männer und zwei Frauen, bei den schwer Verletzten handelt es sich um einen Mann und eine Frau.

Der Täter war zunächst flüchtig. Medienberichten zufolge teilte Premier Babiš mit, der Mann sei nach der Tat zu seiner Mutter gefahren und habe dieser gesagt, dass er mehrere Menschen erschossen habe und nun sich selbst erschießen wolle. Die Mutter informierte die Polizei.

Hunderte Polizisten waren im Einsatz. Eine halbe Stunde nach der Tat trafen die ersten Einsatzkräfte am Tatort ein. Sie sperrten das Klinikgelände ab und auch die nahe gelegene Universität. Die Bewohner der Stadt wurden zu Vorsicht gemahnt. Weitere sogenannte "weiche Ziele" wie Einkaufszentren und Flughäfen wurden stärker bewacht. Ministerpräsident Babiš sagte jedoch schon am Vormittag, dass keine allgemeine Bedrohungslage in Tschechien vorliege und es sich vermutlich im die Tat eines psychisch kranken Einzeltäters handle.

Dieser Eindruck hat sich nun offenbar bestätigt. Wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Berufung auf die Polizei berichtet, handelt es sich um einen 42-jährigen Bauarbeiter. Sein Vorgesetzter sagte dem Radiosender, der Techniker habe sich für unheilbar krank gehalten. "Er hat sich in den Kopf gesetzt, dass er schwer krank ist und keiner ihn behandeln will."

Der Tatverdächtige flüchtete zunächst mit seinem Auto vom Tatort. Dank der Kameras im Krankenhaus konnten die Polizisten den Täter identifizieren und herausfinden, welches Auto er fährt. Nach diesem wurde mit Hubschraubern gesucht. Als die Polizei den Mann am Vormittag in einem kleinem Ort etwas außerhalb von Ostrava stellen wollte, richtete er seine Waffe gegen sich selbst. Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf verstarb. Er soll keine Komplizen gehabt haben. Die Tatwaffe besaß er laut Polizei illegal.

Das 10,5-Millionen-Einwohner-Land Tschechien gilt als sehr sicher, es ist bisher nie Ziel von terroristischen Angriffen geworden. Auch Amokläufe gibt es in der Geschichte der Republik kaum. Im Februar 2015 hat ein Mann in einem Restaurant in Uherský Brod acht Menschen und danach sich selbst erschossen. Medien sprechen daher nun von der zweitschlimmsten Tragödie dieser Art.

Die Industriestadt Ostrava ist mit rund 290 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Tschechiens und Verwaltungszentrum der mährisch-schlesischen Region. Die Stadt liegt an der Nordostgrenze, zehn Kilometer südwestlich von Polen und 50 Kilometer nordwestlich der Grenze zur Slowakei.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusPsychologie
:Verroht unsere Gesellschaft?

Im Straßenverkehr herrscht Kleinkrieg, Politikerinnen werden bedroht und Andersdenkende beschimpft: Geht uns der Respekt verloren? Nein, sagt der Psychologe Niels Van Quaquebeke, es geht um etwas ganz anderes.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: