Trockenheit in Süddeutschland:Was uns der Siebenschläfertag über das Wetter sagt

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Wann wird es endlich wieder nass? Das fragen sich die Bauern im Süden, die wegen der Trockenheit um ihre Ernte bangen. Einer Bauernregel zufolge soll der heutige Siebenschläfertag darüber Auskunft geben. Doch dann gibt es noch das Problem mit dem guten und dem schlechten Regen.

Von Andreas Frey

Der Sommer ist noch jung, aber schon jetzt staubt es in Deutschland. Im Süden ist es mancherorts so trocken, dass der Weizen auf den Feldern verdorrt und die ersten Wälder brennen, wie beispielsweise in Strullendorf bei Bamberg vor einer Woche. Als die Feuerwehr anrückte, um den Brand zu löschen, entdeckte sie nebenbei ein Marihuana-Feld, was wiederum die Polizei auf den Plan rief. Viele Flüsse führen zudem zu wenig Wasser. Am Dienstag blockierte ein Frachter bei Deggendorf stundenlang die Donau, weil er sich am Flussgrund verhakt hatte.

"Der Juni ist bisher ausgesprochen trocken", sagt die Meteorologin Tanja Dressel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. In Würzburg und Saarbrücken fielen in diesem Monat nur wenige Tropfen vom Himmel, zwei Liter kamen zusammen - da trinkt so mancher am Abend im Biergarten mehr. Und auch sonst hat der Regen im Süden großen Nachholbedarf, vielerorts fiel nur ein Drittel dessen, was der Juni normalerweise ausschüttet.

Trocken Felder beklagen derzeit vor allem die Bauern in Süddeutschland. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Aber was ist 2014 schon normal? Das ganze Jahr ist viel zu trocken, der Winter fiel quasi aus, und der Frühling fühlte sich an wie ein vorgezogener Sommer. Der Mai fiel im Gegensatz zu März und April zwar nass aus, trotzdem blieb ein Regendefizit: In Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg fehlt mehr als die Hälfte des Niederschlags, der in normalen Jahren fällt. Der Norden hingegen ist von der Trockenheit kaum betroffen. Seit zwei Wochen ist es kühl, es gibt flächendeckend Regenschauer, es wird flächendeckend gemotzt - es ist also alles gut.

Der Mais, der es gerne feucht mag, hält nicht mehr lange durch

Nicht so im Süden. Dort sehnen sich Gärtner und Bauern nach Wasser. Das Problem ist nicht nur, dass die Wolken fernbleiben. Der hohe Sonnenstand und die vergleichsweise trockene Luft lassen das bisschen Wasser, das noch im Grund gespeichert ist, schnell verdunsten. Deshalb drohen Ernteeinbußen, wenn sich das Wetter nicht bald ändert. Für den Weizen käme der Regen fast schon zu spät, in Baden sind die ersten Felder verdorrt. Und auch der Mais, der es gerne feucht mag, hält nicht mehr lange durch.

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem, auf das der DWD-Meteorologe Andreas Friedrich hinweist: Nicht jedes Nass ist willkommen. Die Bauern unterscheiden zwischen gutem und schlechtem Regen. Schlechter Niederschlag prasselt aus mächtigen Schauer- und Gewitterwolken danieder, er fällt konvektiv, wie die Meteorologen sagen. Der Boden vermag ihn nicht zu schlucken, deshalb reißt er die ausgedörrte Krume häufig mit, ohne die Pflanzen zu bewässern. "Gewitter helfen also nicht gegen die Trockenheit", sagt Friedrich. Dazu braucht es gleichmäßig fallenden Landregen, den guten Regen. Über das Verhältnis zwischen Gut und Böse gibt die übliche Statistik allerdings keine Auskunft, Wetterstationen messen nur, was in die Töpfe fällt.

Kommt im Hochsommer der große Wetterumschwung? Computermodelle sind sich noch nicht einig, allerdings wird in den nächsten Tagen auch der Süden mal begossen, wobei der Nord-Süd-Kontrast vorerst tendenziell bestehen bleibt. Vielleicht hilft bei der Prognose ja die Siebenschläfer-Bauernregel vom heutigen 27. Juni: "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag", heißt es - und diese Regel funktioniert tatsächlich ziemlich gut, wenn man sie nicht allzu penibel auf den Stichtag bezieht.

Ausgehend von der Grundtendenz des Wetters zwischen Mitte Juni bis Anfang Juli ist es im Süden Deutschlands tatsächlich so, dass sich dieses Wetter im Hochsommer fortsetzt. In München und am Alpenrand liegt die erweiterte Bauernregel sogar in acht von zehn Fällen richtig. Im Norden hingegen funktioniert sie weniger gut. Die Eintrittswahrscheinlichkeit liegt dort bei maximal 60 Prozent. Es bleibt in den kommenden Wochen also eher wechselhaft. Ein Traumsommer ist nicht in Sicht.

© SZ vom 27.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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