Süddeutsche Zeitung

Nächtliche Ausschreitungen:Bundesregierung verurteilt Attacke auf Polizisten in Trier

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Bis zu 40 Menschen haben Polizeibeamte nach deren Angaben bei einem nächtlichen Einsatz mit Schaufeln und Glasflaschen angegriffen. Erst nach zwei Warnschüssen beruhigte sich die Lage.

Mit Entsetzen reagiert die Bundesregierung auf den brutalen Angriff von Diskobesuchern auf Polizistinnen und Polizisten in Trier. "Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie dankte den Beamten, die eingeschritten waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schützen. Die gesamte Bundesregierung verurteile diesen Gewaltausbruch auf das Schärfste, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. Der Vorfall zeige, dass es gut gewesen sei, das Strafrecht in Bezug auf Gewalt gegen Einsatzkräfte zu verschärfen, zuletzt 2017. Das Recht müsse jetzt mit aller Konsequenz durchgesetzt werden.

Bei einem gewalttätigen Angriff während eines Polizeieinsatzes in Trier waren nach Polizeiangaben in der Nacht zu Freitag etwa 40 Menschen teilweise mit Glasflaschen, Schaufeln, Besen und Stöcken auf Beamte losgegangen, ein Mann soll sogar einen Einkaufswagen in Richtung der Einsatzkräfte geschleudert haben. Zunächst hieß es noch, die Angreifer hätten auch Eisenstangen verwendet; diese Angaben wurden später korrigiert. Mindestens fünf Polizisten seien bei dem Einsatz in der rheinland-pfälzischen Stadt verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden in Gewahrsam genommen, weitere Personen sind flüchtig.

Die Polizei war um kurz nach Mitternacht wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung zu einer Faschingsparty in einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und der großen Zahl alkoholisierter Menschen hätten sich mehrere Streifenwagen auf den Weg gemacht, die Rede war später von maximal sieben Polizistinnen und Polizisten am Einsatzort. Die Beamten hätten die Kontrahenten vor die Tür gebracht, um zu ermitteln. Nahezu gleichzeitig hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen zusammengefunden "und schlagartig eine Anti-Position" gegen die Polizisten eingenommen, sagte der Polizeisprecher. Als die Beamten nach einem ersten Angriff zwei Personen festgenommen hätten, sei dies für die Gruppe, die etwa 40 Personen umfasste, der Auslöser gewesen, die Polizisten zu attackieren. "Mit massiver Kraftanstrengung" unter dem Einsatz von Pfefferspray habe man den Angriff abgewehrt.

"Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand so eine lebensgefährliche Situation", hieß es weiter. Erst als ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgegeben habe, habe sich die Lage beruhigt und die Polizisten konnten die verletzten Kollegen in Sicherheit bringen.

"Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt", schrieb Polizeidirektor Christian Hamm in einer Pressemitteilung. "Es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen."

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) verurteilte die Ausschreitungen. "Die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken in Trier macht fassungslos und wütend", sagte er. Für die Eskalation habe es Ebling zufolge keinen "konkreten Anlass" gegeben. Das Polizeipräsidium Trier habe eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet, um den Angriff aufzuklären. "Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren", sagte er. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte: "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an"

Fünf Beamtinnen und Beamte wurden verletzt - drei durch die Aggressoren und zwei weitere, als die Polizei Pfefferspray einsetzte. Sie seien nach der Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung.

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