Eine Woche nach der Tragödie bei der Loveparade haben Angehörige, Rettungskräfte und Politiker am Samstag der 21 Opfer gedacht. Bei der zentralen Trauerfeier in der Salvatorkirche in Duisburg wandten sich der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, mit tröstenden Worten an die Hinterbliebenen und fanden nachdenkliche und mahnende Sätze in Richtung der Verantwortlichen. Um der erwarteten großen Anteilnahme in der Bevölkerung zu entsprechen, wird der Gottesdienst in 14 Kirchen im Stadtgebiet übertragen - und in die MSV-Arena, wo sich entgegen der Planungen allerdings nicht mehr als 1500 Menschen versammelten.
Zu Beginn der Trauerfeier herrscht geringer Andrang an den Übertragungsorten. Im MSV-Stadion waren zunächst nur rund 1000 Besucher eingetroffen. In der Mitte des Stadions liegt ein schlichtes schwarzes Kreuz, auf dem Kerzen brennen.
Im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass bis zu 15.000 Leute zu der Übertragung kommen.
Im Stadion selbst herrscht Trauer, die meisten Menschen tragen dunkle Kleidung, viele von Ihnen Schwarz. Viele Anwesende sind Eltern, deren Kinder auf der Love-Parade feiern wollten und eine Tragödie erlebten. Ein einheitlicher Tenor immer wieder: Duisburgs OB Adolf Sauerland, der im Vorfeld seine Teilnahme an der zentralen Trauerfeier absagte, wolle man nicht mehr sehen. Auch Rettungskräfte und Polizisten verfolgten die Übertragung der kirchlichen Trauerfeier, an der zahlreiche Politiker teilnahmen.
Die anwesenden Duisburger verleihen ihrer Betroffenheit Ausdruck. "Die ersten Tage hat man sich immer schuldig gefühlt als Duisburger. Da wollte die schmutzige Industriestadt mal etwas auf die Beine stellen - und dann endet es in so einer Tragödie. Ich bin hier, um mein Mitgefühl und den Eltern der Opfer gegenüber auszudrücken und auch den Ordnern, die dort gearbeitet haben", sagt Heike Krajewsky, 50. Ihre 15-jährige Tochter war auf der Loveparade. Während der Veranstaltung, die in der Katastrophe endete, war Krajewsky in ständiger Aufregung - denn wie viele andere Menschen konnte sie ihr Kind, das letztlich unverletzt blieb, nicht erreichen.
"Wir haben ein schlechtes Gewissen. Während wir abgetanzt haben, mussten andere Menschen sterben", sagt Stephan Weicher aus Velbert bei Duisburg. Der 29-Jährige bekam nichts von der Katastrophe mit - er tanzte auf dem Areal und erfuhr erst daheim von der Tragödie. Trauer mischt sich mit Wut: "Gut, dass Veranstalter Schaller und Sauerland nicht da gewesen sind. Sonst hätte man nur dem Hass, den man empfindet, Luft gemacht. Das wäre dem Anlass nicht angemessen gewesen", sagt etwa die 21-jährige Sarah Greve.
"Man hat das Gefühl, dass man mehr hätte helfen können. Der Weg zur Trauerfeier ist eine Frage des Anstands", erzählt Günter Lorentz bei der Veranstaltung. Dabei hatte der 54-Jährige zum Katastrophenzeitpunkt geistesgegenwärtig reagiert - und einen anderen Menschen aus dem Tunnel gezogen, als die Enge lebensbedrohlich wurde.
Das Gemeinschaftserlebnis hilft den Anwesenden, auch wenn weit weniger Menschen gekommen sind als geplant: "Solange man andere Menschen um sich hat, fällt das Trauern leichter. Man kann die Trauer besser verarbeiten", erzählt einer der Notfallseelsorger im Stadion. Ganz Duisburg trauert.