Süddeutsche Zeitung

Trauer um Erdbebenopfer:Stühle neben den Särgen von Amatrice

Wer hier Platz nimmt, hat einen Angehörigen verloren: Das vom Erdbeben zerstörte italienische Dorf trauert um die Toten. Premier Matteo Renzi verhindert einen Eklat.

Blaue Plastikstühle unter einem Zeltdach im italienischen Amatrice. Wer hier am Dienstagabend Platz nehmen muss, hat großes Leid erfahren, ein Familienmitglied verloren oder einen anderen geliebten Menschen. Mehr als 230 Tote waren hier nach dem Erdbeben am 24. August zu beklagen. Das Dorf Amatrice "ist nicht mehr", hatte der Bürgermeister direkt im Anschluss gesagt. Das Ausmaß ...

... der Zerstörung ist am Rande der offiziellen Trauerfeier noch gut zu sehen. Der Wiederaufbau wird dauern: Diesmal soll alles erdbebensicher sein, dabei aber genau so, wie es vorher war. Premier Matteo Renzi wird nicht müde, das zu betonen, nachdem bei vorangegangenen Naturkatastrophen in Italien Missmanagement betrieben worden war. Renzi verhinderte auch einen ...

... Eklat um die Trauerfeier: Ursprünglich sollte sie in der Provinzhauptstadt Rieti stattfinden, 60 Kilometer von der betroffenen Region entfernt. Die Angehörigen, die Obdachlosen, der Bürgermeister, der Pfarrer - alle waren empört: Sie würden da nicht hinfahren, sagten sie. Und so schaltete sich Italiens Premier ein ...

... und veranlasste, dass die Särge, die bereits nach Rieti gebracht worden waren, für das Staatsbegräbnis zurück nach Amatrice transportiert wurden. "So gehört sich das", sagte Renzi. Für sein Krisenmanagement ...

... zollen ihm selbst Gegner Respekt. Il Giornale, die Zeitung der Familie Berlusconi, die sonst gar nichts Gutes an Renzi finden kann, titelte gar vor einigen Tagen: "Forza Italia. Forza Renzi." Etwas politische Harmonie in Zeiten des Leids und der Trauer.

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Quelle:
SZ.de/Oliver Meiler
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